Unterricht für Menschen mit Behinderung

Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung werden im ländlichen Brasilien oft zu Hause versteckt, isoliert und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Sie werden nicht medizinisch untersucht und betroffene Kinder und Jugendliche gehen nicht in die Schule. So ausgegrenzt fristen sie ein trostloses Dasein ohne zu wissen, welche Potenziale in ihnen schlummern.
Im Therapiezentrum Sao Rafael werden Menschen mit Behinderung aus ihrer Isolation geholt. Mit therapeutischen Übungen und Unterricht in Lesen, Schreiben, Rechnen und Alltagsfähigkeiten werden sie liebevoll gefördert und stärken ihre Selbstständigkeit. Endlich bekommen sie einen Platz in der Gemeinschaft und können am Leben teilhaben.
- Wo
- Brasilien | Bundesstaat Piaui Dorf Sao Miguel
- Wann
- Projektstart: April 2023
- Wieviel
- Super-Mikro:
3.000 Euro
Unterricht und Medikamente für 10 Personen für 1 Jahr

Versteckt und isoliert
„Bis vor wenigen Jahren wurden Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung in der ländlichen Region um die Kleinstadt Sao Miguel tabuisiert. Betroffene wurden einfach weggesperrt, nahmen nicht am öffentlichen Leben teil und Kinder und Jugendliche gingen auch nicht in die Schule”,
erzählt Projektinitiatorin Reingard Lange. Im Jahr 2006 arbeitete sie als Freiwillige im Kinderbildungszentrum der Fundação Asas in der kleinen Landgemeinde Sao Miguel do Fidalgo im Nordosten Brasiliens mit. Sie war damals so beeindruckt vom Engagement der MitarbeiterInnen und dem Erfolg des Projekts, dass sie nach ihrer Rückkehr in Österreich den Verein Kinderhilfe Brasilien gründete.
Langsame Veränderung
Menschen mit speziellen Bedürfnissen werden im ländlichen Gebiet Brasiliens oft von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Sie werden kaum medizinisch untersucht, wodurch ihr Potenzial weder bekannt ist, noch gefördert werden kann.
Diese gesellschaftliche Ausgrenzung von Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen änderte sich erst, als im Jahr 2011 das Therapiezentrum Sao Rafael von der Organisation Fundação Asas gegründet wurde. Langsam und zögerlich begannen die Familien ihre betroffenen Kinder dort betreuen zu lassen.
Über sich hinauswachsen
Derzeit kommen etwa 20 Personen, überweigend Kinder und Jugendliche, mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen aus der ganzen Region zwei bis drei Mal wöchentlich ins Zentrum. Durch die Therapie und Fürsorge gewinnen sie Selbstvertrauen, erweitern ihre Fähigkeiten und lernen kleine Dinge im Alltag selbst zu verrichten.
Anhand von physiotherapeutischen und logopädischen Übungen erlernen die PatientInnen bestimmte Bewegungsabläufe und deutliches Sprechen zu verbessern. Darüber hinaus wird grundlegendes Lesen, Schreiben und Rechnen geübt, gebastelt sowie auch Tänze und Theaterstücke einstudiert, die an Festtagen aufgeführt werden. Als das Therapiezentrum während der Lockdowns vorübergehend schließen musste, besuchten die MitarbeiterInnen der Fundação Asas alle ihre PatientInnen mehrmals im Monat. Sie brachten einen Lernkoffer mit vorbereitetem Lern- und Beschäftigungsmaterial mit und standen für die Beratung der Familie zur Verfügung. Mittlerweile konnte das Zentrum seinen normalen Betrieb wieder aufnehmen.
Teil der Gemeinschaft werden
Die Erfolge der therapeutischen Betreuung sind spektakulär. Nicht nur im Alltag ändert sich nun einiges für die betroffenen Kinder und Jugendlichen, sondern auch im gesellschaftlichen Umgang mit ihnen. Das Zentrum ist einzigartig in der ganzen Region und trägt wesentlich zur veränderten Wahrnehmung und Behandlung von Menschen mit speziellen Bedürfnissen bei.
„Sie bekommen nun schrittweise den Platz in der Gemeinschaft, der ihnen zusteht. Sie dürfen endlich am Leben teilhaben.“
Unser Beitrag
Der Entwicklungshilfeklub wurde um einen Zuschuss zu den Kosten für Unterricht und Medikamente gebeten, damit 10 im Zentrum betreute Kinder und Jugendliche mit Behinderung regelmäßig Unterricht in Lesen, Schreiben, Rechnen und Alltagsfähigkeiten erhalten, liebevoll betreut und gefördert werden und somit möglichst selbstständig leben lernen.
Partner
Kinderhilfe Brasilien (Projektträger)
Reingard Lange (Projektinitiatorin)
Kaio Barros (Projektleiter vor Ort)