Unterstützung von indigenen MenschenrechtsverteidigerInnen

Im ländlichen Norden von Guatemala leben kleinbäuerliche indigene Familien seit vielen Generationen im Einklang mit dem ihnen angestammten Land. Doch ihr Überleben ist bedroht: skrupellose Großkonzerne vertreiben sie von ihrem Land und zerstören den Naturraum, von und mit dem sie leben.
Indigene MenschenrechtsverteidigerInnen setzen sich dafür ein, Landraub und Umweltzerstörung in ihren Gemeinden zu verhindern. In diesem Projekt werden sie umfassend in ihrer Rechts- und Vernetzungsarbeit unterstützt, damit indigene kleinbäuerliche Familien ihre Rechte durchsetzen und ihre Lebensgrundlage schützen können.
- Wo
- Guatemala | 71 indigene Gemeinden in den Departements Alta Verapaz und Izabal
- Wann
- Projektstart: Juli 2021
- Wieviel
- Mikro:
318 Euro
Rechtsarbeit, Vernetzung und Schutz für indigene Gemeinden für ein JahrAnteilstein: 27 Eurofür einen Monat

Bedrohte Lebensgrundlage
„Seit Generationen baut meine Familie auf diesem kleinen Stück Land Mais, Bohnen und etwas Gemüse an. Das reicht uns. Wir leben von dem, was die Natur uns gibt. Aber nun will ein großes Bergbauunternehmen genau hier eine Mine anlegen. Dann werden unsere Felder, die schon unsere Vorfahren bestellt haben, zerstört. Wir können uns nicht mehr ernähren.“
Dieser Bericht eines Maya-Kleinbauern aus dem ländlichen Norden von Guatemala ist leider kein Einzelfall. Immer wieder vertreiben skrupellose Großkonzerne indigene Familien von ihrem Land, um dort Rohstoffe wie Erdöl, Gold oder Nickel zu gewinnen, Wasserkraftwerke zu errichten oder Soja und Palmöl anzubauen. Die Folgen für Mensch und Natur sind schrecklich: Wälder werden abgeholzt, Felder zerstört, ganze Dörfer überflutet
und Flüsse durch Chemikalien vergiftet. Indigenen kleinbäuerlichen Familien, die untrennbar mit ihrem Land verbunden sind, wird damit die Lebensgrundlage genommen. Sie fristen dann oftmals ihr Dasein in Slumsiedlungen am Rande einer Stadt, entwurzelt und in extremer Armut. Ihre traditionelle Lebensweise im Einklang mit der Natur wird unwiederbringlich zerstört.










Menschenrechte durchsetzen
Alle Menschen haben das Recht, sich ernähren und ein gesundes Leben führen zu können. Viele KleinbäuerInnen aus indigenen Gemeinden in Guatemala setzen sich aktiv für den Erhalt ihres Lebensraums ein und werden so zu VerteidigerInnen dieses Menschenrechts. Oft fehlt ihnen jedoch das Wissen über ihre konkreten Rechte sowie Möglichkeiten, diese durchzusetzen. Die lokale Organisation Protection International Mesoamérica
möchte dies ändern und indigene MenschenrechtsverteidigerInnen in ihrem Einsatz bestmöglich unterstützen. In diesem Projekt unserer Partner-Organisation Misereor und Protection International Mesoamérica werden indigene MenschenrechtsverteidigerInnen, die in 71 ländlichen Gemeinden in Nord-Guatemala aktiv sind, umfassend geschult und in ihrer Arbeit gestärkt:
• Rechtsarbeit: MitarbeiterInnen informieren indigene Gemeinden über ihre Rechte, beraten und begleiten sie bei deren Durchsetzung vor Gericht.
• Vernetzung: Führungspersonen in den Gemeinden werden geschult und regen an, dass sich betroffene Gemeinden zusammenschließen.
• Schutz: Die Familien lernen, wie sie Gefahren frühzeitig erkennen, Menschenrechtsverletzungen dokumentieren und sich schützen können.
Gemeinsam können wir etwas tun
Indigene Gemeinden, die ihre Rechte und Möglichkeiten kennen, machen es jenen, die sich mit falschen Versprechen und betrügerischen Mitteln ihr Land aneignen wollen, nicht mehr so leicht. Allein durch die Tatsache, dass die indigenen KleinbäuerInnen Zugang zu einer Rechtsvertretung haben, wird es selbst für Großkonzerne schwieriger, ihre Pläne umzusetzen.
„Die Arbeit von MenschenrechtsverteidigerInnen ist ganz entscheidend für die indigenen Gemeinden. In vielen Fällen konnten vor Gericht Erfolge erzielt werden, weil sie einen Fall international bekannt und damit sichtbar gemacht haben“,
erklärt Telma Pérez Oloroso, die Projektverantwortliche von Protection International Mesoamérica.
Partner
Misereor (Partner-Organisation des Klubs)
Protection International Mesoamérica (Durchführung im Einsatzgebiet)
Projektleitung: Telma Pérez Oloroso
Weitere Materialien
- Dossier der deutschen Heinrich-Böll-Stiftung zum Thema Kriminalisierung von MenschenrechtsverteidigerInnen in Zentralamerika: Dossier
Im Beitrag „Die Finca La Primavera: Kriminalisierung, Landkonflikte und das koloniale Erbe in Alta Verapaz, Guatemala“ (S. 16) werden die ungleichen Besitzverhältnisse von Land und Macht anhand einer der Projektregionen unseres Projekts 357 erklärt, und unter „Mit der Macht der Gesetze gegen den inneren Feind“ (S. 56) finden Sie ein Interview mit Anabella Sibrián, der Direktorin des lokalen Projektpartners Protection International Mesoamérica. - In Nicaragua kämpft die Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin Lottie Cunningham Wren seit über 20 Jahren mit dem Staat um die Rechte indigener Völker. Einer ihrer größten Erfolge war die Durchsetzung kollektiver Rechte für die indigenen Völker Nicaraguas. Näheres über die zu Guatemala vergleichbare Situation der indigenen Bevölkerung und über den unermüdlichen Einsatz von Lottie Cunningham Wren, können Sie im folgenden Artikel des "Original"-Magazins nachlesen: https://original-magazin.at/mit-den-waffen-des-rechts
- Im Artikel "How COVID-19 and climate shocks are hurting children’s health in Guatemala" vom "The New Humanitarian" erfahren Sie wie sich Covid-19 und der Klimawandel verheerend auf die Unterernährung von Kindern in Guatemala auwirkt.
- Im folgenden Video spricht Misereor Geschäftsführer Pirmin Spiegel über Landrodung und Ausbeutung im Amazonas und die dadurch entstandene Bedrohung der indigenen Bevölkerung:
- Der Kurzfilm "MenschnrechtsverteidigerInnen in La Puya" (spanisch mit englischen Untertitel) gibt einen Einblick in den friedlichen Widerstand der Gemeinde La Puya, nahe Guatemala-Stadt, deren Lebensraum durch den Goldabbau bedroht wird. Der lokale Projektpartner Protection International Mésoamerica unterstützt auch hier MenschenrechtsverteidigerInnen in ihrem Einsatz. Die gewaltlose Widerstandsbewegung von La Puya konnte bereits einige wichtige Erfolge erzielen, u.a. wurde 2016 die Schließung der Goldmine gerichtlich angeordnet.
- Download Projektbeschreibung 357 - zum Ausdrucken (pdf)
- Download Fotoserie Projekt 357 (pdf)