Kindergarten für Kinder von MüllsammlerInnen

In den Randsiedlungen der ägyptischen Hauptstadt Kairo leben viele Menschen vom Müll der Großstadt, den sie sammeln und verwerten. Sie nennen sich die Zabbalin. Vor ihren Wohnstätten sortieren und zerkleinern sie den eingesammelten Müll für die Wiederverwertung. Diese Arbeit ist gefährlich und gesundheitsschädigend, besonders für Kleinkinder, die ständig Staub und Schmutz ausgesetzt sind.
Im Kindergarten der Müllsammlervereinigung von Mokattam sind die Kleinen gut aufgehoben, während die Eltern ihrer Arbeit nachgehen. Sie werden ihren Talenten entsprechend gefördert und auf die Schule vorbereitet. Da sie meist hungrig in den Kindergarten kommen, erhalten sie auch ein gesundes Frühstück.
- Wo
- Ägypten | Kairo, Siedlung Mokattam
- Wann
- Projektstart: April 2023
- Wieviel
- Super-Mikro:
3.000 Euro
für die Gehälter von zwei Pädagoginnen, einer Köchin und einer Hilfskraft sowie Nahrungsmittel und Gas zum Kochen für ein Jahr

Sie leben vom und mit dem Müll
„Wir brechen sehr früh am Morgen auf, mit unseren Scheibtruhen, Eselskarren und Pickups, um den Müll aus der Stadt zu holen. Die Stadtbewohner schätzen unsere Arbeit, denn wir entsorgen die Abfälle direkt von ihrer Haustüre, während die offiziellen Müllplätze in größeren Entfernungen liegen. Außerdem sind wir verlässlich und pünktlich. Den gesammelten Müll trennen wir dann in den Gassen vor unseren Wohnstätten. Verkehrslärm, Staub und Schmutz sind unsere ständigen Begleiter. Das ist vor allem für die Kinder sehr schlecht, tummeln sie sich doch, meist sich selbst überlassen, um uns herum, während wir arbeiten. Ich bin sehr froh, dass unsere Kleinen seit einiger Zeit tagsüber einen sauberen, sicheren Ort haben, wo sie außerdem noch gefördert werden und ein gesundes Frühstück bekommen“,
freut sich die Mutter des kleinen Nagib.
Zabbalin
So werden die mit dem Sammeln und Verwerten von Müll beschäftigten Menschen in den Randsiedlungen der ägyptischen Hauptstadt Kairo genannt. Das Wort Zabbalin kommt aus dem ägyptisch-arabischen Wort zebala, das so viel wie Müll, Abfall bedeutet. Die MüllsammlerInnen selbst betrachten diese Bezeichnung weniger als Beruf, sondern als Namen für ihre Gemeinschaft. Es gibt mehrere Zabbalin Siedlungen in Kairo. Mokattam, am Fuße des Mokattam-Berges gelegen, ist die größte und zählt an die 75.000 Personen. Die Hälfte der BewohnerInnen sind arme KoptInnen und MuslimInnen, die in Slums leben. Alle betrachten sich als Zabbalin, auch wenn sie, wie einige wenige, einem anderen Beruf nachgehen.
Große Dienste für die Hauptstadt
leisten die Zabbalin, indem sie den anfallenden Müll sammeln und entsorgen. Während größeren Unternehmen mit ihren Lastwägen der Zugang zu den engen Straßen der Stadt verwehrt ist und die öffentlichen Sammelstellen in größeren Entfernungen voneinander liegen, kommen die Zabbalin mit ihren Eselskarren, Pickups und kleinen Lastwägen überall hin und sorgen für Sauberkeit in der Stadt.
Seit Jahren sind sie jedoch zahlreichen Schikanen der Behörden ausgesetzt. Der Stadtrat möchte sie aus der Metropole verdrängen. Im Rahmen von Sanierungsarbeiten droht Mokattam, ihr wichtigstes Wohngebiet, abgerissen zu werden.
Im Kindergarten gut aufgehoben und gefördert
Dank der engagierten Arbeit von Romani Badir, Projektverantwortlicher und selbst Müllsammler, und unserer finanziellen Unterstützung, konnte ein Kindergarten in Mokattam eingerichtet werden. Er ist das ganze Jahr durchgehend an Werktagen von 8 Uhr bis 13 Uhr geöffnet und wird von 40 bis 50 Kindern besucht.
Da die meisten Kinder hungrig in den Kindergarten kommen, gibt es um 10 Uhr vormittags ein gesundes Frühstück. Damit wird Unter- und Fehlernährung vorgebeugt.
Unser Beitrag
Der Entwicklungshilfeklub unterstützt seit über zwölf Jahren die Bemühungen der Müllsammlervereinigung Zabbalin in ihrem Einsatz für Bildung und bessere Lebensbedingungen. Für 2023 haben wir wieder die Übernahme der Kosten zugesagt. Das sind für den Kindergarten 300 Euro pro Quartal oder 1.200 Euro im Jahr für zwei Pädagoginnen, eine Köchin, eine Hilfskraft sowie 1.800 Euro für Nahrungsmittel und Gas zum Kochen für ein Jahr. Die Vereinigung der Zabbalin übernimmt die Kosten für Strom und Wasser sowie für die jährlich vorgeschriebene ärztliche Untersuchung.
Partner
Zabbalin - Müllsammlervereinigung (Projektträger)
Romani Badi (Projektleiter)