Schulbildung für Kinderarbeiter in Ziegelfabriken

- Wo
- Indien | Bundesstaat Uttar Pradesh Distrikt Agra Pinahat Block und Fatehabad Block
- Wann
- Projektstart: November 2020
- Wieviel
- Mikro:
210 Euro
Unterstützung von drei Kindern und ihren Familien für ein JahrAnteilstein: 35 EuroUnterstützung eines Kindes für ein halbes Jahr

Absolutes Elend
„Mein Name ist Antesh, ich bin zwölf Jahre alt und ich mache Ziegel. Gemeinsam mit meinen sechs und sieben Jahre alten Geschwistern und meinen Eltern arbeite ich zehn bis zwölf Stunden jeden Tag. Meine Eltern sind nie zur Schule gegangen und waren froh, diese Arbeit zu bekommen. Wir wohnen in einer winzigen Hütte mit Lehmboden, es gibt kein sauberes Trinkwasser und keine Toilette.
Für 1.000 Ziegel bekommen wir 500 Rupien (= 5,80 Euro). Ich und meine Geschwister würden gerne in die Schule gehen, aber das Geld, das wir verdienen, reicht nicht einmal, um jeden Tag satt zu werden.“
Antesh arbeitet in einer der Ziegelfabriken rund um die Millionenstadt Agra im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Tausende Kinder leben und arbeiten hier im Elend, als Arbeitsmigranten mit ihren Familien hergezogen aus weiter entfernten Bundesstaaten wie zum Beispiel Bihar, dem ärmsten Bundesstaat Indiens.









Ein unmenschliches System
Die Armut dieser Menschen in ihren kleinen Heimatdörfern ist kaum vorstellbar. Und so lassen sich viele von Arbeitsvermittlern in einer der vielen Ziegelfabriken rund um Agra anheuern. Dort bleiben sie zehn oder elf Monate im Jahr und verdienen kaum das Notwendigste zum Überleben. Aber als Analphabeten und als Mitglieder der untersten Kasten oder Kastenlose haben sie keine andere Wahl.
Viele Arbeitsvermittler und Ziegelwerksbesitzer nutzen das aus. Die Familien müssen für die Reisekosten um einen Vorschuss bitten, und wegen ihrer Armut oft auch für das tägliche Leben. Die Zinsen sind hoch und oft wird der Lohn nicht zur Gänze ausbezahlt. Die Menschen werden schamlos ausgebeutet. Und wenn selbst am Ende eines extrem arbeits- und entbehrungsreichen Jahres Schulden bleiben, hat dieses System den Charakter einer jahrelangen, manchmal lebenslangen Schuldknechtschaft.
Besonders folgenreich und menschenverachtend ist, dass hier keinerlei Rücksicht auf die Kinder genommen wird.
Kinderarbeit statt Bildung
Ab dem vierten oder fünften Lebensjahr arbeiten die Kinder mit, denn die Familie wird nach Anzahl der hergestellten Ziegel bezahlt. Die Buben und Mädchen bauen den Lehm ab, transportieren ihn, füllen ihn in die Modeln, schleppen die fertigen Ziegel … und das von früh bis spät im Freien, unter allen Witterungsbedingungen.
Aber wenn Kinder das Leben von ausgebeuteten Kinderarbeitern führen müssen, hat das schwere Folgen. Die Unter- und Mangelernährung und die schwere körperliche Arbeit haben drastische, oft irreparable Auswirkungen auf ihre körperliche Entwicklung. Für ihre Zukunft vielleicht am folgenschwersten ist, dass diese Kinder nicht in die Schule gehen. Und als Analphabeten werden sie als Erwachsene die gleichen Arbeiten wie ihre Eltern annehmen müssen, werden nie Ausbeutung und Schuldknechtschaft entkommen können und keine Chancen im Leben haben.
Ein Ausweg
Menschenrechtskämpfer und Projektleiter Dilip Sevarthi, der sich seit vielen Jahren für diese Kinder, denen die Zukunft gestohlen wird, einsetzt:
„Diese Kinder haben keine Möglichkeit zur Schule zu gehen, sind immer mit ihren Eltern unterwegs. Auch wenn die Kinder mitarbeiten müssen, damit die Familie nicht im Elend versinkt, sollen sie zumindest Schulbildung erhalten.“
Kampf gegen Kinderarbeit
1991 rief Dilip Sevarthi die Hilfsorganisation Vikas Sansthan ins Leben. Er prangert die unhaltbaren Zustände an und kämpft mit ganzer Kraft gegen die in Indien offiziell verbotene Kinderarbeit und dass diesen Kindern für ein paar Rupien am Tag das Leben ruiniert und gestohlen wird. Der Entwicklungshilfeklub ist stolz darauf, seit 2007 Teil dieser Bemühungen zu sein.
Neben der Ermöglichung von Ausbildungen für Jugendliche und der Unterstützung der Kindersklaven in der Glas- und Teppichindustrie konnte seit 2007 vielen hundert Kindern in der Ziegelindustrie durch Schulbildung die Zukunft wieder geöffnet werden.
Durch die katastrophalen Auswirkungen der Corona-Krise 2020 haben sich die Bedingungen für die Wanderarbeiter-Familien in und um Agra noch einmal dramatisch verschärft, weshalb uns Dilip Sevarthi dringend für diese Kinder um Unterstützung bat.
Bildung für 250 Mädchen und Buben
Da die Kinder dieses Projekts mit ihren Familien auf dem Gelände von fünf Ziegelfabriken in Pinahat Block und Fatehabad Block leben, muss die Schule zu ihnen kommen:
– In fünf kleinen, alternativen Schulen sollen 250 6- bis 14-jährige Kinderarbeiter in Klassen zu je 25 Mädchen und Buben Bildung für ihr Leben erwerben.
– Gelernt wird sechs Tage in der Woche vormittags für vier Stunden.
– Zentral ist das Erlernen von grundlegenden Fähigkeiten in Lesen und Schreiben in Hindi und Englisch sowie im Zählen und bei einfachen Rechnungen.
– Unterricht in Umweltkunde, Sachunterricht, sozialen Werten, Kinderrechten …
– Die Kinder erhalten jeden Tag ein nahrhaftes Mittagessen, was dem Hunger und der Mangelernährung ein Ende bereitet.
– Alle Kinder und auch ihre Eltern und Geschwister werden medizinisch betreut und erhalten die benötigte medizinische Versorgung durch einen Arzt vor Ort.
Nach dem Mittagessen arbeiten die Kinder wieder mit, damit sich der Verdienstausfall der Familien während der Schulstunden auf ein vertretbares Maß beschränkt.
Umfassende Veränderungen
Zusätzlich kümmern sich die MitarbeiterInnen von Vikas Sansthan in umfassender Weise um das Wohlergehen der Familien:
Die Arbeitsbedingungen werden nach Möglichkeit verbessert, den Familien wird geholfen, ihren Lohn zur Gänze zu erhalten und aus der Schuldenfalle herauszukommen, den Eltern wird der Wert von Bildung nähergebracht, Kinderrechte werden erläutert, Hilfe bei Behördenproblemen wird geleistet, die Öffentlichkeit wird auf das Los der Kinder aufmerksam gemacht, Behörden, Organisationen und die Zivilgesellschaft werden in den Bewusstseinsbildungsprozess und konkrete Bemühungen miteinbezogen.
Unser Beitrag
Der Entwicklungshilfeklub möchte die jährlichen Mittel für Bildung und Betreuung von 250 Buben und Mädchen und ihren Familien aufbringen.
Für ein Kind und seine Familie werden 70,– Euro, für drei Kinder und ihre Familien werden 210,– Euro (1 Mikro) für ein Jahr benötigt. Damit können die Kosten für den Schulunterricht, die Mahlzeiten und die ärztliche Versorgung sowie die umfassende Betreuung der Familien abgedeckt werden.
Das Leben dieser Kinder ist ein einziger Aufschrei: Holt uns heraus!
Holen wir sie heraus aus lebenslanger Ausbeutung und Chancenlosigkeit.
Durch Schulbildung erhalten sie die Chance auf ein besseres Leben.
Partner
Vikas Sansthan (Partner-Organisation des Klubs)
Dilip Sevarthi (Projektkoordinierung)