Alte Menschen helfen sich gegenseitig

Alte Menschen in den Dörfern Indiens sind zunehmend auf sich allein gestellt. Die Jungen ziehen auf der Suche nach Arbeit in die Städte. Die Alten bleiben zurück und haben niemanden mehr, der sich um sie kümmert. Ein trostloses Dasein, oft weit unterhalb der Armutsgrenze, ist alles, was von einem langen, harten Arbeitsleben bleibt. Alleine ist es kaum möglich, aus dieser hoffnungslosen Lage herauszukommen.
Doch mit ein wenig Unterstützung kann es gelingen, sich mit anderen Betroffenen zusammenzuschließen. Durch Initiativen wie Gemüseanbau oder Kleintierhaltung finden sie Wege aus der Armut, fordern gemeinsam ihre Rechte ein und helfen sich gegenseitig. MIT VEREINTEN KRÄFTEN können alte Menschen Isolation und Armut hinter sich lassen und wieder ein Leben in Würde führen.
- Wo
- Indien | Bundesstaat Kerala, Distrikt Idukki
- Wann
- Projektstart: November 2018
- Wieviel
- Mikro:
280 Euro
Aufbau und Aktivitäten für eine Selbsthilfegruppe mit 10 Personen für ein Jahr
Anteilstein: 28 EuroUnterstützung für ein Gruppenmitglied für ein Jahr

Auf sich allein gestellt
„Mein Leben lang habe ich als Tagelöhner auf dem Feld gearbeitet. Aber mit dem Alter wurden meine Augen immer schlechter, bis ich nicht mehr arbeiten konnte. Für eine Behandlung im Spital hatten wir kein Geld. Ich habe Kinder, aber die leben alle in der Stadt und schaffen es kaum, ihre eigenen Familien zu ernähren. Sie können nicht auch noch für mich sorgen. Meine Frau und ich waren verzweifelt und wussten nicht, wie es weitergehen sollte.“ Dies erzählt Damodhran, 68 Jahre alt, aus dem Dorf Chakkupallam. Wie ihm ergeht es vielen älteren Menschen im entlegenen ländlichen Distrikt Idukki des südindischen Bundesstaates Kerala. Auf sich allein gestellt leben sie oft in großer Armut. Wenn dann noch eine Krankheit hinzukommt und sie arbeitsunfähig sind, sind sie auf Almosen angewiesen.










Die Alten bleiben zurück
In Indien haben sich die Lebensbedingungen während der letzten Jahrzehnte zwar verbessert, und die Lebenserwartung ist gestiegen. Jedoch leben nach wie vor 300 Millionen InderInnen in extremer Armut. Insbesondere alte Menschen, die nicht mehr arbeiten können, sind davon betroffen. Auch in Kerala, einem der sozialsten Bundesstaaten Indiens, ist dies ein großes Problem, denn hier ist der Anteil alter Menschen in der Bevölkerung der höchste im ganzen Subkontinent. In den ländlichen Regionen leben die Menschen vorwiegend als Kleinbauern oder als Tagelöhner auf Plantagen. Dürreperioden oder Flutkatastrophen wie zuletzt im August 2018 zerstören jedoch häufig die Ernten und zwingen die jungen Leute, auf der Suche nach Arbeit in die Städte zu ziehen. Die traditionelle Familie, die einen zentralen Platz im Leben und Überleben der alten Menschen einnimmt, fällt auseinander. Die Alten bleiben, meist unversorgt und auf sich alleine gestellt, zurück.
Wenn Hilfe nicht erreichbar ist
Zwar gibt es in Indien staatliche Unterstützung für extrem arme alte Menschen, doch viele wissen nichts davon oder es scheitert bereits an den Formalitäten, weil sie nicht lesen und schreiben können oder Geburtsurkunden und andere Dokumente fehlen. Ähnlich verhält es sich mit der medizinischen Versorgung. Der nächste Arzt oder ein Spital sind oft weit von den Dörfern entfernt, und eine Behandlung ohnehin nicht leistbar. Somit sind sie abgeschnitten von aller Grundversorgung und alleine kaum in der Lage sich Hilfe zu holen.
Gemeinsam werden Dinge möglich
Für Damodhran und andere Männer und Frauen gab es zum Glück einen Ausweg aus dieser schlimmen Lage: „Vor vier Jahren kam eine Sozialarbeiterin in unser Dorf und hat uns Alte aufgesucht. Sie brachte uns alle zusammen. In der Gemeinschaft fühlten wir uns stärker und trauten uns plötzlich Dinge zu, die zuvor unvorstellbar gewesen waren. Man hat uns geholfen, staatliche Unterstützung zu beantragen, sodass meine Augen operiert werden konnten. Heute kann ich endlich wieder etwas Geld zum Leben verdienen“, erzählt er glücklich. Andere Mitglieder der Gruppe haben Gemüsegärten angelegt oder begonnen, Ziegen zu halten und so die extreme Armut überwunden.
Zusammenhalt bewirkt den Wandel
Unsere Partner-Organisation Misereor unterstützt bereits seit einigen Jahren VOSARD (Voluntary Organisation for Social Action and Rural Development). Die MitarbeiterInnen dieser lokalen Hilfsorganisation unterstützen alte Menschen beim Aufbau von Selbsthilfegruppen mit dem Ziel, einen umfassenden Wandel in den Dörfern zu bewirken. Dies geschieht vor allem durch Aufklärung über Rechte und staatliche Unterstützungsprogramme, Zugang zu Gesundheitsversorgung, einkommensschaffende Maßnahmen sowie Öffentlichkeitsarbeit. Durch die Selbsthilfegruppen werden die Betroffenen aus ihrer Isolation geholt und suchen gemeinsam nach Lösungen für ihre Probleme.
Die eigenen Rechte kennen
Dieser Ansatz zeigt deutliche Erfolge: 568 alte Frauen und Männer aus zwei Dörfern haben sich bereits zu Selbsthilfegruppen und diese wiederum zu einem Dachverband zusammengeschlossen. Einkommensschaffende Maßnahmen wie Ziegenhaltung, Gemüseanbau oder Schneiderarbeiten verschaffen vielen Gruppenmitgliedern mittlerweile ein regelmäßiges kleines Einkommen. Das Projekt hat auch eine lokalpolitische Dimension, da der Dachverband die DorfbewohnerInnen auf Gemeindeebene vertritt und so Druck auf die zuständigen Behörden ausüben kann. So konnte bereits erwirkt werden, dass viele Gruppenmitglieder mit Pensionsansprüchen diese auch ausbezahlt bekommen.
Schritte zu einer starken Gemeinschaft
Ausgehend von diesem Erfolg soll das Projekt nun auf drei weitere Dörfer – Kachiyar, Kamakshi und Vadanmedu – ausgeweitet werden. Jeweils etwa 10 Personen bilden eine Selbsthilfegruppe. Sie treffen sich regelmäßig und unterstützen sich gegenseitig.
– Einkommensschaffende Maßnahmen: Besonders bedürftige alte Menschen erhalten ein Startguthaben, welches sie einsetzen können, um zum Beispiel einen Gemüsegarten anzulegen oder Ziegen zu halten.
– Gesundheitsversorgung: Für alle Gruppen werden regelmäßig kostenlose Gesundheitstage in den Dörfern organisiert, bei denen ärztliches Personal Untersuchungen und Beratungen durchführt, Verletzungen und Krankheiten behandelt und über die Vorbeugung von Krankheiten informiert. Bei Bedarf wird ein Krankentransport ins Spital organisiert.
– Rechtsberatung: Die MitarbeiterInnen von VOSARD begleiten und beraten die Gruppen, klären sie über ihre Rechte, staatliche Unterstützungsprogramme etc. auf und helfen ihnen bei allen notwendigen Schritten, wie zum Beispiel der Einreichung von Anträgen bei Ämtern und Behörden.
Unser Beitrag
Der Entwicklungshilfeklub wurde von Misereor eingeladen, zur Unterstützung der bereits bestehenden sowie zum Aufbau weiterer Selbsthilfegruppen beizutragen. Für den Aufbau und die Unterstützung einer Selbsthilfegruppe für ein Jahr werden durchschnittlich 280,– Euro (1 Mikro) benötigt. Mit 28,– Euro (1 Anteilstein) kann ein Gruppenmitglied für ein Jahr unterstützt werden.
Helfen wir alten Menschen,
gemeinsam Armut und Isolation zu überwinden.
Sie sollen Mit vereinten Kräften
einen Weg zurück ins Leben finden.
Partner
Misereor (Partner-Organisation des Klubs)
VOSARD - Voluntary Organisation for Social Action and Rural Development (Durchführung im Einsatzgebiet)
Albin Francis (Projektkoordination)
Projekt 333 - Beschreibung (pdf)
Projekt 333 - Fotoserie (pdf)