Grundschulbildung für Kinder extrem armer Familien

Armut und Hunger zerstören die Hoffnungen auf ein selbstbestimmtes Leben und eine bessere Zukunft. Armut und Hunger sind in Bangladesch die Hauptgründe, warum Kinder nicht in die Schule gehen. Vor allem in abgelegenen ländlichen Gebieten können sich die Familien den Schulbesuch nicht leisten. Das Geld reicht kaum zum Überleben. Statt Lesen und Schreiben zu lernen, arbeiten viele Kinder auf dem Feld und in Fabriken.
Bildung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben. Damit auch die Kinder ländlicher Regionen Chancen auf eine aussichtsreiche Zukunft haben, erhalten sie Zugang zu qualitätsvoller Bildung in neuen Grundschulen. In diesen Schulen lernen die Kinder nicht nur Lesen und Schreiben, sondern entdecken eine ganz neue WELT DER FREUDE.
- Wo
- Bangladesch | Drei Distrikte im Nordwesten des Landes
- Wann
- Projektstart: Jänner 2018
- Wieviel
- Mikro:
216 Euro
Schulbesuch für 4 Kinder inklusive anteiliger Kosten für Lehrkräfte und Betreuung sowie Nebenkosten für 1 Jahr
Anteilstein: 54 Eurofür 1 Kind für 1 Jahr

Trostloses Kinderschicksal
„Ich glaubte, Glück zu haben, denn in der Nähe unseres Dorfes gab es eine der wenigen Grundschulen in der Gegend. Ich bin gerne in die Schule gegangen, aber dann starb mein Vater. Als Ältester musste ich Arbeit suchen und für meine Mutter und meine zwei jüngeren Geschwister sorgen“, sagt der 12-jährige Shanchal Pahan nüchtern. Als sein Vater vor drei Jahren ums Leben kam, besuchte er erst seit fünf Monaten die Grundschule. Seitdem arbeitet er in einer Bäckerei in der Nähe seines Heimatdorfes im Norden Bangladeschs und schleppt Mehlsäcke. Für die Schule bleibt weder Zeit noch Geld, aber ohne lesen und schreiben zu können bleibt er der Willkür anderer Leute ausgesetzt.










Armut + Hunger = Schulabbruch
Shanchals Schicksal ist nur eines von vielen, denn in Bangladesch gehen über zwei Millionen Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht zur Schule – fast jedes zweite eingeschulte Kind bricht die Grundschule ab. Obwohl Grundschulbildung in Bangladesch offiziell gratis ist, können sich viele Eltern die Kosten für Prüfungen, Schuluniformen, Stifte und Hefte nicht leisten. Kinder aus extrem armen Verhältnissen sehen sich oft früh zur Lohnarbeit gezwungen, um ihre Familie finanziell zu unterstützen. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in ständiger Angst vor dem Hunger. Familien, die in der landwirtschaftlichen Tagelohnarbeit tätig sind, leiden besonders unter der jährlichen Hungerperiode im Herbst. In dieser Zeit gibt es für sie kaum Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten. Die Erntevorräte sind meist schon aufgebraucht. Die unterernährten Kinder tun sich schwer, dem Unterricht mit voller Konzentration zu folgen. In vielen Fällen führt dies zum vorzeitigen Abbrechen der Schule.
Des Rechts auf Bildung beraubt
So ist die Bildungssituation in den ländlichen Regionen Bangladeschs katastrophal. Besonders in entlegenen und schwer zugänglichen Gebieten wie den Schwemmlandinseln oder an den Ufern großer Flüsse gibt es kaum staatliche Bildungseinrichtungen. Wenn sie vorhanden sind, unterrichtet eine Lehrperson bis zu 100 Kinder pro Klasse, sind Qualität und Ausstattung der Schule äußerst mangelhaft, nehmen die Mädchen und Buben einen oft weiten und gefährlichen Schulweg über Flüsse und sumpfiges Gebiet auf sich. Eltern möchten speziell ihre Töchter nicht alleine zum Unterricht gehen lassen, aus Angst, dass ihnen etwas zustößt. Sie ziehen es vor, sie gar nicht erst dorthin zu schicken. Auch Kindern aus ethnischen und religiösen Minderheitengruppen und Kindern mit körperlicher oder geistiger Behinderung wird als eine besonders schlimme Form der Diskriminierung ihr Recht auf Bildung vollkommen verwehrt.
Mit Bildung Armut verbannen
„Mit der Errichtung und dem Betrieb von Grundschulen in abgelegenen Dörfern soll allen Kindern Bangladeschs, auch denjenigen aus extrem armen Familien und Minderheiten, der Zugang zu Bildung ermöglicht werden. Damit eine gut gebildete Generation heranwächst, die mit ihren eigenen Fähigkeiten die Armut aus Bangladesch verbannen kann“, ist Manjusree Mitra, Expertin für frühkindliches Lernen und Mitarbeiterin unserer Partner-Organisation Netz in der Hauptstadt Dhaka, überzeugt.
Rüstzeug für eine bessere Zukunft
Unsere Partner-Organisation Netz arbeitet seit 1991 dafür, die Bildungsmöglichkeiten in Bangladesch zu verbessern. Seit 2014 setzt sie sich für das Recht auf Bildung mit der Errichtung und fachlichen Begleitung von einfachen Grundschulen in abgelegenen, von Armut geprägten Regionen im Nordwesten des Landes ein. Diese zukunftsgerichteten Schulen heißen Anandalok – das bedeutet „Welt der Freude“, denn es soll mit Freude gemeinsam gelernt und die Welt erforscht werden. 180 Kinder besuchen eine Anandalok-Schule, sie werden ein Jahr in der Vorschule und fünf Jahre in der Grundschule in zwei Gruppen am Vormittag und am Nachmittag unterrichtet. Die Klassengröße ist mit 30 Schülerinnen und Schülern deutlich kleiner als an staatlichen Einrichtungen. Jährlich werden 30 Kinder neu eingeschult, mindestens die Hälfte davon sind Mädchen.
Anandalok – Welt der Freude
Dieses Projekt trägt dazu bei, den Schulbesuch für Kinder aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen mit dem Betrieb der Anandalok-Schulen zu sichern. Dazu zählen die
– Anschaffung von Lehr- und Lernmaterialien wie Schulbücher, Tafeln, Kreide, Hefte, Stifte …, damit alle Kinder die gleichen Chancen haben,
– Aufrechterhaltung des Schulbetriebs in Form von Gehälter der Lehrerinnen und Lehrer, notwendiger Reparaturen und Renovierungen,
– Gesundheitscamps, bei denen alle Kinder zweimal pro Jahr medizinisch versorgt sowie über gesundheitsfördernde Verhaltensmaßnahmen informiert werden,
– Ausgabe warmer Schulmahlzeiten in der jährlichen Hungerperiode an alle Schülerinnen und Schüler, wodurch ihre Teilnahme am Unterricht sichergestellt und ihre Konzentration gefördert wird,
– Förderung des kreativen Lernens mit Sport- und Kulturveranstaltungen sowie Bücherverleih und Lesezirkeln, um die aktive Lesekultur zu fördern,
– Fortbildungen und Auffrischungskurse für die Lehrkräfte, um für einen qualitätsvollen Unterricht zu sorgen,
– Gründung von elfköpfigen Schulmanagement-Komitees, bestehend aus Eltern, Lehrkräften und Führungspersönlichkeiten der Gemeinde, die für den Betrieb und die Instandhaltung der Schule verantwortlich sind und die
– Gründung von SchülerInnen-Komitees, damit diese aktiv zur Erhaltung ihrer Schule beitragen und Verantwortung übernehmen lernen, zum Beispiel bei der Pflege des Schulgartens, beim Bücherverleih und der Instandhaltung des Schulgeländes.
Unser Beitrag
Der Entwicklungshilfeklub möchte dazu beitragen, dass möglichst viele Kinder aus extrem armen Familien die insgesamt sechsjährige Vor- und Grundschulbildung absolvieren können. Seit Projektbeginn konnten bereits die Mittel für den Schulbesuch von über 750 Kindern aufgebracht werden. Nur mit Bildung haben sie eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben ohne Armut und eine aussichtsreiche Zukunft. Um den Schulbesuch für ein Kind ein Jahr lang zu sichern, sind 54,– Euro (1 Anteilstein) notwendig. Für vier Kinder betragen die Kosten 216,– Euro (1 Mikro).
Unterstützen wir die Mädchen und Buben dabei,
eine Welt der Freude zu entdecken
und sich eine selbstbestimmte Zukunft aufzubauen.
Partner
Netz (Partner-Organisation des Klubs)
Gana Unnayan Kendra und Jagorani Chakra Foundation (Durchführung im Einsatzgebiet)
Manjusree Mitra (Projektkoordinierung)
Weiterführende Materialien
- Kurzfilm über die Anandalok-Schulen unseres Projektpartners NETZ Bangladesch
- Der Schüler Rifat erzählt, wie wichtig die Grundschulbildung für ihn ist, die er in den Anandalok-Schulen erhält.