Projekt 351 Indien: Bericht Juni 2022
Schulbildung für Kinderarbeiter in Ziegelfabriken
Schulbildung als Chance
Seit November 2020 ermöglicht der Entwicklungshilfeklub gemeinsam mit seinen UnterstützerInnen Kindern, die bisher täglich acht bis zwölf Stunden Ziegel herstellen mussten,
Schulbildung. Im abgelaufenen Schuljahr haben 292 Mädchen und Buben täglich von 8 bis 13.30 am Unterricht teilgenommen. In den sechs Lernzentren erhielten sie nach der Schule ein nahrhaftes Mittagessen. Außerdem wurden sie und ihre Familien medizinisch betreut.
Das Kindeswohl im Zentrum
Projektleiter Dilip Sevarthi: „Wir glauben, dass jedes Kind das Potential hat, aufzublühen. Trotz der Bemühungen der Regierung gibt es noch immer viel zu viele Kinder, die keine Bildung erhalten und zudem wie Sklaven arbeiten müssen. Wir ermöglichen ihnen Schulbildung abseits der Regelschulen, denn sie sind nur neun Monate im Jahr hier bei den Ziegelfabriken und kehren dann wieder mit ihren Familien zurück in ihre Heimatdörfer. Die Lösung sind unsere Lernzentren, die wir gleich bei den Ziegelfabriken einrichten, wo sie nachmittags arbeiten. Neben Lernstoff und
Wissensvermittlung versuchen wir, das emotionale, seelische und körperliche Wohl zu fördern. Spiele, Bewegung, gemeinsame Feiern und ein Kinderparlament sind einige unserer Aktivitäten. Am Ende eines Schuljahres merken wir, dass die Kinder nicht nur den Lernstoff sehr gut beherrschen, sondern auch selbstbewusster sind und soziale Verantwortung übernehmen.“
Schulmaterialien
Alle Kinder bekommen die notwendigen Bücher, Hefte und Stifte sowie eine Schultasche. Zudem bekommt jedes Mädchen und jeder Bub eine Schuluniform, wie es in Indien üblich ist. Für die bitterarmen Familien sind diese Kleidungsstücke hochwillkommen.
Unterricht
Am Beginn des Schuljahres werden die Kinder gemäß ihrem Wissensstand in eine der Klassen eingeteilt. Der Unterricht orientiert sich selbstverständlich am indischen Lehrplan. Damit können sie, wenn sie nächstes Jahr im Heimatdorf bleiben, dort problemlos dem Unterricht folgen.
Mittagessen
Viele der Kinder haben aufgrund der Armut ihrer Familien in ihrem Leben noch kaum gutes, reichliches und nahrhaftes Essen genossen. Für die Eltern ist das ein großer Anreiz, ihre Kinder in die Schule zu schicken.
Gesundheit
Alle Kinder und ihre Eltern wurden von Dr. Ghanshyam Lahri, der direkt zur Ziegelfabrik kam, untersucht und, wenn notwendig, gleich medizinisch versorgt. Das ist sehr wichtig, weil sich diese Familien keinen einzigen Tag Arbeitsausfall leisten könnten, um zu einem Arzt in die nächste Stadt zu fahren
Kinderparlament
Alle Kinder nahmen zwei Tage lang am „Kinderparlament“ teil. Ziel dabei war, ihnen Wissen zu Kinderrechten, Gesundheit und Hygiene zu vermitteln, sie die Wichtigkeit von sozialem Zusammenhalt erfahren zu lassen und sie zu ermutigen, später vor Behördenvertretern ihre Anliegen vorzubringen.
Kinderrechte
Um das Bewusstsein für Kinderrechte zu fördern und auch konkret umzusetzen, wurden eigene Komitees gegründet. Die TeilnehmerInnen erfuhren vieles unter anderem über Kinderrechte, Auswirkungen von Kinderarbeit, Gleichberechtigung von Buben und Mädchen und Wichtigkeit von Bildung auch für Mädchen.
Erfolgsgeschichten
Anshika
Anshika ist zwölf Jahre. Sie hat 6 Geschwister. Niemand in ihrer Familie kann lesen oder schreiben. Sie bekam nie genug zu essen und arbeitete 10 bis 12 Stunden am Tag. Ihre Eltern haben ihr erlaubt, in die Schule zu gehen, und so hatte sie mit der dritten Klasse begonnen. Bald las sie zum ersten Mal ein Buch. Sie konnte sich satt essen und spielen, nahm am Kinderparlament teil und ist glücklich. Anshika würde gerne Ärztin werden.
Puspendra
„Ich heiße Puspendra. Ich bin 14 Jahre alt. Mein Vater heißt Kalicharan und meine Mutter Rajo Devi. Ich bin ein Dalit. Mein Heimatdorf heißt Belawal und liegt im Distrikt Mahoba im Bundesstaat Uttar Pradesh. Ich habe zwei Brüder und eine Schwester. In meiner Familie kann niemand lesen oder schreiben. Jedes Jahr arbeiten wir neun Monate in der Ziegelfabrik. Ich muss seit fünf Jahren mitarbeiten, jeden Tag acht bis zehn Stunden lang. Aber hier, in der Ziegelfabrik in Syahipura, haben die Leute von Vikas Sansthan meine Eltern angesprochen und sie haben mir dann erlaubt, zu lernen. Weil ich bis in die dritte Klasse gegangen bin, vor der Ziegelfabrik, und mir das Lernen Spaß macht, habe ich jetzt die vierte Klasse in einem halben Jahr geschafft. Ich möchte unbedingt weiterlernen. Jetzt habe ich angefangen, Hindi und Englisch in Büchern zu lesen. In der Pause kann ich sogar mit meinen Freunden spielen. Ich würde gerne Polizist werden. Ich sehr dankbar, dass ich nun endlich wieder in die Schule gehen darf.“
Herzlichen Dank an die großzügige Unterstützung von 510 SpenderInnen, durch die bis Juni 2022 insgesamt 124.366 Euro aufgebracht wurden. Damit kann die Projektarbeit für jährlich 250 Kinder für mehrere Jahre abgesichert werden.
Download Projektbericht 351 Indien – zum Ausdrucken (pdf)