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Bericht: Indien „Schule statt Sklaverei“

Projekt 344 Indien: Bericht Dezember 2022

Befreiung und Schulbildung für arbeitende Kinder

Bildung ermöglichen

„Die Kinder arbeiteten acht bis zehn Stunden am Tag. Sie stellten Armreifen oder Teppiche her. Kinderarbeit ist untrennbar mit fehlender Bildung verbunden. Kinder mit Schulabschluss haben ein weit geringeres Risiko, ihr Leben lang wie Sklaven ausgebeutet zu werden. Bildung ermöglicht kritisches Denken und sich ausdrücken zu können. Gebildete Kinder finden besser bezahlte Arbeit. Wer Kinderarbeit bekämpfen will, muss Kindern Bildung ermöglichen“, schreibt Projektleiter Dilip Sevarthi von unserem Projektpartner Vikas Sansthan.

Von Kindersklaven zu Schulkindern

Im abgelaufenen Projektjahr konnten 101 Mädchen und Buben von der Sklavenarbeit befreit und in einer staatlichen Schule eingeschult werden. Nachmittags erhielten sie zusätzlich zweistündigen Förderunterricht, um Versäumtes schneller aufholen zu können. Da ihre Eltern extrem arm sind, erhielten die Kinder alles für die Schule Notwendige. Während des dreimonatigen strengen Lockdowns wurden die hungernden, einkommenslo- sen Familien mit Nahrungsmitteln unterstützt. Um aber die Familieneinkommen nachhaltig zu erhöhen, organisierten sich viele Mütter in Selbsthilfegruppen und erhielten Schulungen in einfachen Einkommen schaffenden Maßnahmen. Sie erhielten zudem Zugang zu zinsenlosen Krediten, um sich ein kleines Geschäft oder einen Handel aufbauen zu können.

Eltern unterstützen

In einem ersten Schritt wurden die Eltern davon überzeugt, dass Bildung für ihre Kinder unbedingt nötig ist. Kinderrechte und die negativen Folgen von Kinderarbeit wurden erklärt. Bei weiteren Elterntreffen wurden Covid-19-Aufklärung geleistet, Hygienefragen besprochen und Masken verteilt. 32 Frauen nahmen zinsenlose Kredite für Einkommen schaffende Aktivitäten in Anspruch. Die Höhe der Kredite lag zwischen umgerechnet 62 und 124 Euro.

Schulmaterialien

Der Projektleiter Dilip Sevarthi und seine MitarbeiterInnen überreichen die Schulmaterialien an die Kinder. Neben einer Schultasche bekommen sie Bücher, Hefte und Stifte. Die in den staatlichen Schulen vorgeschriebene Schuluniform wird ebenso wie die Schulgebühr aus Projektmitteln abgedeckt.

Unterricht

Alle Kinder werden nach einer eingehenden Überprüfung ihres Könnens in die jeweiligen Klassen der Schulstufen eins bis zwölf ein- geschult. Alle 101 Mädchen und Buben besuchen eine der nahegelegenen staatlichen Schulen. Am Nachmittag bekommen sie Förderunterricht von ProjektmitarbeiterInnen, damit sie Rückstände aufholen und neu Gelerntes festigen können. So schaffen am Ende des Schuljahres alle Kinder den Aufstieg in die nächsthöhere Klasse.

Förderunterricht

Platz zum Lernen braucht es nicht viel. Da wegen der Pandemie die Klassen der ersten bis fünften Schulstufe für längere Zeit geschlossen wurden, war der Förderunterricht gerade für die Jüngeren besonders wichtig. Die sieben Förderlehrerinnen bemühten sich sehr, die aus fünf bis zehn Kindern bestehenden Gruppen gut zu betreuen und gaben ihnen auch Hausaufgaben mit nach Hause. Hauptaugenmerk wurde auf Mathematik, Hindi und Englisch gelegt.

Satt werden

Da während der Covid-19-Pandemie die Lockdowns der indischen Regierung sehr streng waren, war es fast allen Eltern der Kinder über längere Zeit nicht möglich, Geld zu verdienen. Da sehr arme Menschen keinerlei Rücklagen haben, konnten sie den Einkommensverlust nicht überbrücken. Die Familien hungerten. Daher wurden schnell und pragmatisch Nahrungsmittelpakete verteilt. Sie beinhalteten unter anderem 20 kg Mehl, 5 kg Reis, 1 lt Öl, 1 kg Zucker und Gewürze.

Lernüberprüfungen

Die Lernfortschritte der Mädchen und Buben wurden vierteljährlich überprüft. Das half den NachhilfelehrerInnen, das Können und den Wissensstand jedes einzelnen Kindes festzustellen und ihren Unterricht daran zu orientieren. Die Kinder wurden durch diese Tests motiviert und angespornt, was das Wissensniveau weiter anhob. Die so erzielten Erfolge stärkten das Selbstwertgefühl der Kinder.

Usha

Die 10 Jahre alte Usha und ihre beiden jüngeren Geschwister mussten bisher Armreifen herstellen und gingen nicht in die Schule. Die Medikamente der an Tuberkulose erkrankten Mutter waren teuer, sodass sich die Familie den Schulbesuch der Kinder nicht mehr leisten konnte. Durch die Projektmaßnahmen begann sie mit der dritten Klasse und ist sehr glücklich, dass sie wieder lernen darf. Auch ihre Geschwister gehen nun zur Schule. Usha möchte später Lehrerin werden.

Malti

Die fünfzehnjährige Malti, ihre Geschwister und ihr Vater stellten ebenfalls bis vor kurzem zehn Stunden am Tag Armreifen her. Ihre blinde Mutter kann nichts zum Familieneinkommen beitragen. Malti wurde in die siebente Klasse eingeschult und besucht so wie Usha täglich den Förderunterricht. Ihr Vater konnte durch einen kleinen Kredit zusätzlich ein Straßengeschäft aufbauen und das Familieneinkommen erhöhen. Malti möchte nach dem Schulabschluss Polizistin werden.

Gute Chancen

Die 101 Kinder, die zuvor mindestens drei Jahre keine Schule mehr besucht hatten und von denen 70 Prozent Mädchen sind, haben nun bessere Chancen, der Ausweglosigkeit ihrer Elterngeneration zu entkommen. Durch Schulbildung, das Wissen um ihre Rechte und gestärktes Selbstbewusstsein sind sie nicht mehr so leicht ausbeutbar. Die Kinder sind glücklich und dankbar, dem Leben als Sklaven entkommen zu sein und einer helleren Zukunft entgegenzusehen.

Download Projektbericht 344 – zum Ausdrucken (pdf)

Durch die großzügige Unterstützung von 531 SpenderInnen wurden bis August 2022 114.360 Euro aufgebracht. Damit kann die Projektarbeit für jährlich 100 Kinder und ihre Eltern längerfristig abgesichert werden. Herzlichen Dank, dass Sie das alles möglich gemacht haben! Um die Projektarbeit für weitere Kinder zu ermöglichen, bitten wir weiterhin um Spenden für dieses Projekt.

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