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Projektbericht Palästina: Nothilfe für Familien im Gazastreifen

Projekt 390 Palästina

Nothilfemaßnahmen zur Versorgung mit Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln, Trinkwasser und Medikamenten

Ein Bub schaut traurig auf zerbombte Haeuserruinen

Durch die großzügige Unterstützung von 394 Spenderinnen und Spendern wurden von Oktober 2023 bis Mai 2024 insgesamt 138.869 Euro für unser Projekt 390 „Nothilfe für Familien im Gazastreifen“ aufgebracht. Die betroffenen Menschen konnten mit überlebenswichtigen Gütern wie Lebensmitteln, warmen Decken, Matratzen, Kleidung und sauberem Trink- und Nutzwasser versorgt . Mehr dazu lesen Sie in unserem folgenden Projektbericht.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Jenseits jeglicher Katastrophe
Als Reaktion auf den schrecklichen Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 führt Israel einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen durch. Mittlerweile sind in dem Küstenstreifen rund 60% aller Gebäude beschädigt oder liegen gänzlich in Trümmern. Als Folge davon sind rund 1,7 Millionen Menschen ohne Obdach und als Binnenvertriebene auf der Flucht. Die gesamte Infrastruktur vor Ort ist zusammengebrochen. Eine Kollegin unserer Partner-Organisation Oxfam beschreibt den Zustand vor Ort als „jenseits jeglicher Katastrophe“.

Überlebenswichtige Güter
Die Versorgung der Menschen mit lebenswichtigen Gütern ist schwierig. MitarbeiterInnen von Oxfam und lokalen Projektpartner wie PEF (Palestinian Environmental Friends) berichten, dass die Lieferung von Hilfsgütern stark eingeschränkt ist und an manchen Tagen weniger als 10 Lastwagen die Grenze passieren dürfen. Trotz der aufreibenden Bedingungen konnten die MitarbeiterInnen von Oxfam und PEF überlebensnotwendige Dinge zu den Menschen bringen. So wurden beispielsweise Nahrungsmittel, spezielle „Mutter-Kind“-Pakete, Hygieneartikel sowie Matratzen, Decken und auch warme Kleidung verteilt. Damit sich die Familien mit Trinkwasser versorgen können, wurden Faltkanister bereit gestellt.

Viele Menschen auf einer Straße in Rafah, in Gaza

Auf engstem Raum
Zuletzt haben viele PalästinenserInnen im Süden des Gazastreifens Schutz gesucht. Von manchen Familien wird berichtet, dass sie sieben Mal ihren Zufluchtsort wechseln mussten, bis ihre Flucht sie zuletzt in die Stadt Rafah führte. In der Stadt, in der vor einem halben Jahr noch etwa 250.000 Menschen wohnten, drängen sich nun schätzungsweise mehr als 1,6 Millionen Menschen auf engstem Raum. Doch auch im anfänglich weniger umkämpften Süden des Gazastreifens gibt es keine Sicherheit mehr. Viel zu viele Menschen leben hier extrem beengt – die meisten von ihnen ohne Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen.

Lebensbedrohliche Zustände
Israelische Pipelines, die üblicherweise Nord-Gaza mit Wasser versorgen, funktionieren nicht mehr und auch die übrige Wasserversorgung ist stark beschädigt. Zur Zeit stehen der Bevölkerung geschätzt nur mehr ca. 7% bis 17% der üblichen Wassermenge zur Verfügung. Auch die Abwasserinfrastruktur ist zerstört und die Abwässer fließen oftmals wieder zurück in die Städte, da den zugehörigen Pumpstationen der Treibstoff fehlt. Diese unhaltbaren sanitären Bedingungen und die dicht an dicht stehenden Notunterkünfte erhöhen das Risiko des Ausbruchs von Durchfall- und Atemwegserkrankungen, enorm. In einem Umfeld, in dem die Krankenhäuser kaum noch funktionstüchtig sind, ist dies besonders für Kleinkinder, ältere oder kranke Menschen lebensbedrohlich.

Sichere Sanitäreinrichtungen
Um die lebensgefährliche Hygienesituation zu entschärfen wurden von Oxfam und PEF 200 Toiletten und 67 Duschen errichtet. Die Toiletten sind nach Geschlechtern getrennt und es wurde bei der jeweiligen Anzahl darauf Rücksicht genommen, dass zwei Drittel der Bedürftigen Frauen mit Kindern sind. Alle Toiletten haben eine Beleuchtung sowie Verriegelungssysteme und sind für Personen mit eingeschränkter Mobilität mit Haltegriffen ausgestattet. Zudem wurden 400 mobile Falttoiletten an Notunterkünfte im südlichen Gazastreifen verteilt. Diese Maßnahme ist für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen essentiell, damit auch sie Zugang zu Sanitäreinrichtungen haben. Damit die sanitären Einrichtungen sauber bleiben, werden die Menschen vor Ort miteinbezogen und Reinigungskits an die Mitwirkenden ausgegeben.

Sauberes Wasser
Durch die Installation von 11 Entsalzungsanlagen können nun täglich 25.600 Personen mit je 3 Litern sauberem Trinkwasser versorgt werden. Damit die Familien das wertvolle Nass transportieren und aufbewahren können, wurden Kanister ausgegeben. Für Körperpflege, Wäsche und die Reinigung ihrer Notunterkünfte erhalten die Menschen weitere 15 Liter Nutzwasser pro Tag. Um dies durchführen zu können, wurden 76 sogenannte Blasentanks zu je 5m³ aufgestellt. Das benötigte Wasser wird mit Lastwagen von Bohrlöchern zu den Tanks transportiert. Jeder Tank ist mit einer Zapfstelle mit sechs Wasserhähnen ausgestattet, an denen die Menschen das ihnen zustehende Nutzwasser holen können.

Ammars Geschichte aus Gaza

Der IT-Ingenieur Ammar (zum Schutz der Identität des Betroffenen wurde der Name geändert), aus dem Norden Gazas hat durch den Konflikt seinen Job und sein Zuhause verloren. Im Folgenden erzählt er, wie schwierig sein Leben nach der Flucht ins Dorf Al-Mawasi im Süden Gaza’s geworden ist. Ganz besonders sorgt er sich um seinen kleinen Neffen, den Sohn seines im Konflikt getöteten Bruders, der Arzt im Al Shifa Spital war.

„Es ist eine wirklich schwierige Situation, wenn ich mir meinen kleinen Neffen ansehe, dessen Vater zu Beginn des Krieges getötet wurde.“

„Er weint manchmal, weil er Hunger hat und dann wollen wir ein Feuer machen, um Milch oder etwas für ihn zu kochen, nur um festzustellen, dass wir nicht mehr ausreichend Holz und Wasser haben.““

„Und dann verbringt man Stunden damit, hin und her zu laufen und Dinge zu organisieren, um etwas für dieses kleine Kind zuzubereiten. Man fühlt sich hilflos. Das ist sehr bedrückend.“

„Als Erwachsene können wir irgendwie damit umgehen und uns so gut es geht an diese Situation anpassen. Das ist kein Problem. Aber wenn du die Tränen in den Augen eines kleinen Jungen siehst, fühlst du dich schwach. Du wünschst dir, du müsstest das nicht durchmachen und hoffst, dass du ihn nie mehr weinen siehst.“

„Das Leben hier in Gaza ist wirklich hart für Kinder, hart für Frauen und auch hart für Männer. Die Lage verschlechtert sich, sowohl was die Sicherheit als auch was die Ernährung angeht. Ohne Nahrung werden die Menschen eher verhungern, als dass sie durch die Gewalt sterben. Unsere Lage ist im Moment sehr schlecht.“

„Uns fehlt es an allen Lebensgrundlagen, angefangen bei sauberem Wasser. Wir können nur überleben, wenn wir Zugang dazu haben und trinken können. Aber ohne Nahrung werden wir auch bei ausreichend Trinkwasser verhungern.“

„Wir hoffen, dass dieser Albtraum ein Ende hat und wir wieder in unsere Häuser zurückkehren können und dass dieser Krieg aufhört.“
Ammar, IT-Ingenieur aus Gaza

Das Gespräch mit Ammar können Sie auch auf youtube.com ansehen:

Unsere Nothilfe für Familien im Gazastreifen geht weiter

Gemeinsam mit unserer Partner-Organisation Oxfam möchten wir die Menschen im Gazastreifen weiterhin mit überlebenswichtigen Hilfsgütern unterstützen. Insbesondere Folgendes wird dringend benötigt:

Ob Kanister oder Entsalzungsanlage – jeder Beitrag zählt!
Danke für Ihre Unterstützung der Menschen im Gazastreifen.

Download Projektbericht 390 zum Ausdrucken (pdf)

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