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Bericht Bangladesch: Wandernde Handwerksschulen

Projekt 353 Bangladesch: Bericht Juni 2023

Handwerksausbildungen für junge Frauen und SchulabbrecherInnen

Großer Zulauf zur Ausbildung

Obwohl im ländlichen Bangladesch die Rolle der Frau noch sehr traditionell gesehen wird, ändern sich auch hier die Zeiten. Die Mädchen selbst wollen auf eigenen Beinen stehen, und die Eltern wollen vermehrt, dass ihre Töchter selbständig werden und nicht abhängig von einem Ehemann sind. Und natürlich wissen Mädchen und Burschen, dass sie ohne Ausbildung niemals die Armut hinter sich lassen werden. Daher war der Zustrom zu den Ausbildungen der wandernden Handwerksschulen sehr hoch und es gab keine Probleme, die Ausbildungsplätze mit jungen Menschen zu besetzen. Weibliche Schulabbrecherinnen, Angehörige ethnischer Minderheiten und Jugendliche mit Behinderungen wurden dabei bevorzugt aufgenommen.

Mit ihrer Ausbildung werden sie sich eine Existenz aufbauen können.

Insgesamt konnten in den letzten drei Jahren trotz der Lockdowns durch Covid-19 von den 2.813 Jugendlichen, die einen Kurs begonnen hatten, 2.737 ihre Ausbildung abschließen. Das ist angesichts der Einschränkungen durch die Pandemie sehr beachtlich. In 14 wandernden Handwerksschulen wurden 1.570 junge Frauen und 1.167 junge Männer in folgenden Kursen ausgebildet: Industrieschneiderei, Schneiderei und Stickerei, Elektronik und Handyreparatur, Elektrik und E-Motor-Reparatur, Automechanik, Schweißen und Stahlbearbeitung. Diese jungen Menschen sind bestens gerüstet, Arbeit zu finden oder ein Geschäft zu eröffnen. Sie können sich ihren Lebensunterhalt verdienen und bitterer Armut entkommen.

Schneiderei und Stickerei

Dieses Handwerk ist vor allem bei den jungen Frauen beliebt. Es hat den Vorteil, dass sie ohne größere Ausgaben sofort anfangen und selbständig Geld verdienen können. Bedarf an einer guten Schneiderin gibt es immer und überall im ländlichen Bangladesch. Ein weiterer positiver Aspekt dabei: Während andere ihr Dorf verlassen und in eine größere Stadt ziehen müssen, lässt sich dieses Handwerk zuhause ausüben.

Elektrik und Elektromotor-Reparatur

Die Burschen lernen gerade, den Rotor eines Elektromotors mit Kupferdraht neu zu wickeln. Solche Motoren sind weit verbreitet und der Bedarf an Reparaturen ist hoch. Auch mit ihren Kenntnissen in Elektrik sind sie gefragte Handwerker. Selbst in die kleinen Dörfer wurden und werden Stromleitungen verlegt und die Elektrifizierung der Haushalte und Betriebe schreitet voran.

Auch kürzere Kurse

An einigen Orten wurden wegen der großen Nachfrage auch drei Monate dauernde Kurzkurse angeboten, wie etwa Kosmetik, Geflügelzucht und Rinderhaltung. Die Ausbildung zur Kosmetikerin zum Beispiel ist sinnvoll, da es in den größeren Städten viele Kundinnen gibt, die sich so etwas leisten wollen. Von Haar- und Gesichtspflege über Maniküre und Pediküre bis hin zu kunstvoller Bemalung von Gesicht und Händen mit Henna reicht die Palette des Erlernten. Hühner zu züchten und eine Milchkuh zu halten empfiehlt sich dagegen als Einkommensquelle in den kleinen Dörfern.

Mechanik

Die Ausbildung zum Auto- und Motorradmechaniker gefällt vor allem den Burschen. Mit großer Begeisterung werden die diversen Motoren auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Selbstverständlich lernen sie auch, Fahrräder zu warten und zu reparieren.

Geschäftsführung

Alle KursteilnehmerInnen lernen die Grundbegriffe von Unternehmensführung. Einnahmen-Ausgabenrechnung, Eröffnen eines Bankkontos, Bildung von Rücklagen, Beobachtung des Marktes, die Ausrichtung nach den Kundenwünschen und vieles mehr ist hier Inhalt des Theoriekurses. Daneben gibt es begleitende Wissensvermittlung zu sozialem Verhalten, Werten und den Rechten von Frauen.

Arbeitsvermittlung

Die ProjektmitarbeiterInnen nehmen an jedem Ort, an dem die wandernde Handwerksschule für ein halbes Jahr Halt macht, Kontakt zu lokalen Betrieben und ArbeitgeberInnen auf. Dazu zählen zum Beispiel Schneidereibetriebe, Motorradwerkstätten, Textilfabriken, Elektrobetriebe, Handygeschäfte und Schlossereibetriebe. Potenzielle Arbeitgeber werden eingeladen und informiert, die direkte Jobvermittlung ist oft erfolgreich – weil die Ausbildungsqualität hoch ist und Arbeitskräfte gesucht werden. Von den 2.737 AbsolventInnen konnten 1.841 eine Anstellung in einem Betrieb finden, die anderen machten sich selbständig.

Laboni Roy

Labonis Famlie war so arm, dass sie und ihre beiden Geschwister die Schule abbrechen mussten. Aber dann bekam sie die Chance, die Ausbildung in Schneiderei und Industrieschneiderei zu machen. Durch das Projekt bekam sie eine Arbeitsstelle in einer Fabrik nahe der Hauptstadt Dhaka. Als Maschinennäherin verdient sie 95 Euro im Monat, wovon sie 50 Euro ihrer Familie schickt. Sie kann jeden Monat einen kleinen Betrag für ihre Zukunft sparen. Laboni: „Ich unterstütze meine Eltern, wo ich nur kann. Ich habe zwei Mobiltelefone gekauft, eins für mich, eins für sie. Jetzt können wir miteinander in Kontakt bleiben. Ich bin glücklich und verdiene genug für ein würdevolles Leben.

Colince Rozario

Colince kommt aus einer extrem armen Familie im Dorf Tarani im Distrikt Sherpur. Er musste aufgrund der Armut seiner Familie die Schule nach der neunten Klasse abbrechen. Er machte die Ausbildung in Elektrik und Elektromotor-Reparatur. Als Elektromechaniker verdient er jetzt etwa 100 Euro im Monat. Er ist glücklich, dass er die Hälfte davon seinen Eltern schicken kann, um die Armut der Familie zu lindern. Colince spart, um eines Tages seinen Traum eines stabilen Hauses aus Ziegeln verwirklichen zu können. Er sagt: „Ich werde für immer dankbar sein, dass ich diese Chance erhalten habe und nun eine Ausbildung und eine Arbeitsstelle habe.

Madhobi Pahan

Madhobis Vater ist vor einiger Zeit gestorben, sie hat zwei jüngere Schwestern. Ihre Familie lebt im Dorf Kalishofa im Distrikt Naogaon. Da die Mutter Taglöhnerin ist, lebten sie alle in bitterer Armut und Madhobi musste die Schule nach der achten Klasse abbrechen. Sie absolvierte den Kurs in Schneiderei, machte sich selbständig und verdiente nach einiger Zeit genug, um sich eine Nähmaschine zu kaufen. Sie verdient bereits 70 Euro im Monat. Madhobi: „Jetzt habe ich genug Einkommen, um meine Familie zu unterstützen. Ich habe zwar keinen Schulabschluss, aber ich kann dafür sorgen, dass meine Schwestern die Schule abschließen. Dafür bin ich sehr dankbar.

All das wäre nicht möglich gewesen, ohne die großzügige Unterstützung von 191 SpenderInnen, wodurch bis Mai 2023 insgesamt 55.662 Euro aufgebracht wurden. Damit konnten Ausbildungen für 145 Jugendliche finanziert werden. Herzlichen Dank an all jene, die das möglich gemacht haben!

Wenn Sie weiteren Jugendlichen eine Ausbildung und damit ein sicheres Einkommen ermöglichen wollen, können auch Sie unser Projekt 353 „Wandernde Handwerksschulen“ unterstützen. Gemeinsam können uns dafür einsetzen, dass junge Menschen ihre Zukunft zum Positiven verändern können.

Download Projektbericht 353 – zum Ausdrucken (pdf)

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