Kleinbäuerliche Landwirtschaft in abgelegenen Gebieten für junge Menschen wieder attraktiv machen, um Hunger zu bekämpfen und Abwanderung entgegenzuwirken – mit diesem Ziel unterstützt der Entwicklungshilfeklub gemeinsam mit seiner Partner-Organisation Entraide et Fraternité ein Projekt der kongolesischen Organisation Comité Anti-Bwaki (CAB) in der Provinz Süd-Kivu. Seit 2018 konnten folgende Aktivitäten realisiert werden:
Wissensvermittlung
Die MitarbeiterInnen von CAB organisierten im ersten Projektjahr drei dreitägige Kursmodule, an denen insgesamt 81 junge Frauen und 69 junge Männer teilnahmen. In den Kursen lernten die 150 Jugendlichen alles Nötige, um ihre Felder mit modernen, nachhaltigen Methoden bewirtschaften zu können sowie Wissenswertes zur Weiterverarbeitung ihrer Ernten und Vermarktung. Ausgestattet mit Saatgut und Werkzeug zur Bodenbearbeitung, begannen die Jugendlichen ihre Felder zu bestellen und wurden dabei regelmäßig von ProjektmitarbeiterInnen besucht und beraten.
Teilnahmevoraussetzung am Projekt war,
dass alle Jugendliche über 18 Jahre alt sind
und über eine abgeschlossene Schulbildung
verfügen. Dies spiegelte sich in den
Kursinhalten wieder, welche sich in drei
Module gliederten:
Modul 1: Organisation eines kleinbäuerlichen
Betriebes und landwirtschaftliche
Techniken
Modul 2: Wertschöpfung im Betrieb
(Weiterverarbeitung und Konservierung,
Planung,…)
Modul 3: Verwaltung eines kleinbäuerlichen
Betriebes (einfache Buchhaltung,
Steuern, Marketing,…)
Damit die Jugendlichen ohne zeitliche
Verzögerung mit der Bestellung ihrer Felder beginnen konnten, wurden insgesamt 500
Kilogramm Saatgut (Hirse, Mais, Bohnen,
Reis sowie diverse Gemüsesorten) und
Werkzeug-Sets zur Bodenbearbeitung,
bestehend aus Hauen, Schaufeln, Rechen,
Gießkannen, Nylonseilen, Stiefeln usw., verteilt.
So ausgestattet geht die Arbeit auf den
Feldern deutlich leichter von der Hand - besonders, wenn in der Kooperative alle mithelfen und sich gegenseitig unterstützen.
Viele der Jungbauern und Jungbäuerinnen
bestellen jedoch nicht nur ihre Felder, sondern
kombinieren diese mit einer kleinen
Tierhaltung. Um dies zu ermöglichen, verteilte
CAB insgesamt 50 Tiere (Schweine, Schafe, Hasen und Geflügel). Die Tiere bieten eine
wichtige Ergänzung zum Verkauf der landwirtschaftlichen
Produkte: Sie liefern wertvolles
Fleisch und Milch, welche Ernährung und Einkommen verbessern. Außerdem bieten
sie eine wichtige Rücklage für Notzeiten, zum
Beispiel im Fall einer Missernte. Dann kann
der Verkauf eines Tieres dazu beitragen, den Verlust auszugleichen.
Um die Jugendlichen bestmöglich auf ihrem Weg zu erfolgreichen Bauern und
Bäuerinnen zu begleiten, wurden sie jede Woche von ProjektmitarbeiterInnen besucht.
Die jungen Männer und Frauen erhielten
Beratung zur Verbesserung ihrer Anbaumethoden,
Zuspruch und vieles mehr.
Bereits seit einigen Monaten stellen die jungen
Menschen nun ihre eigenen Produkte
her und verkaufen diese in den Dörfern und auf lokalen Märkten. In der nächsten Phase
des Projekts erhalten die Kooperativen
zusätzliche Schulungen und Unterstützung
zur besseren Vermarktung ihrer Produkte.
Die junge Frau Nshobole Muhamiriza erinnert sich: „Früher dachte ich immer, dass man als Kleinbäuerin nicht genug Geld verdienen
kann. Doch heute denke ich anders.
Dank der Unterstützung von CAB habe ich
meine Hühnerzucht verbessert. Jetzt kommen sogar immer wieder Besucher in meinen Betrieb und holen sich Ratschläge.
Durch den Verkauf von Hühnern und Eiern verdiene ich heute zwischen 50.000 und
66.000 Kongo-Francs* im Monat und ich
bin stolz auf meine Arbeit.“
*[etwa 27 bis 36 Euro. Das durchschnittliche
Monatseinkommen in der DR Kongo beträgt ca. 35 Euro]
Irenge Nchangu Rodrigue ist Vorsitzender
einer Kooperative im Gebiet von Kabare,
welche Saft aus Roten Rüben produziert und
verkauft. Er erzählt: „Wir sind eine Gruppe
von 10 Jugendlichen, 3 Burschen und 7
Mädchen. Durch das Projekt haben wir
Werkzeug für die Ernte und auch Material
für die Verarbeitung bekommen. Das war ein wichtiger Schritt für uns, denn vorher mussten wir jedes Mal in ein weit entferntes
Zentrum fahren, wo wir gegen eine Gebühr unsere Rüben verarbeiten konnten. Nun können wir das selbst vor Ort tun und sparen viel Zeit und Geld. Die neuen
Saftpressen sind auch deutlich effizienter,
sodass wir mehr Saft herstellen können.“
Mugisho Buhendwa Oscar ist Mitglied einer Kooperative, die Tomatenpüree erzeugt. „Wir haben von CAB eine Tomatenpresse
und diverses Verarbeitungsmaterial bekommen.
Damit können wir größere Mengen in
hoher Qualität produzieren und so unser Einkommen steigern. Durch die guten Geräte steigt auch unsere Motivation, denn
die Arbeit geht nun viel leichter und schneller“, berichtet er. „In Zukunft müssen wir aber noch mehr Menschen davon überzeugen,
lokal produzierte anstatt importierter
Waren zu kaufen.“
Mit dem Ziel langfristige AbnehmerInnen für
ihre Produkte zu finden, bauen die
Jugendlichen Kontakte zu Hotels, Firmen,
Bildungseinrichtungen und Spitälern in der
Provinzhauptstadt Bukavu auf. So gelang es zum Beispiel der Tomatenverarbeitungskooperative von Mugisho Buhendwa Oscar Verträge mit einigen Restaurants zu schließen – ein wichtiger erster Erfolg für die jungen
Menschen.
Junge Männer und Frauen, die den Glauben bereits verloren hatten, dass die eigenen Felder genug für ein gutes Leben hergeben,
betreiben nun mit viel Stolz, Ideenreichtum
und Motivation ihre landwirtschaftlichen
Betriebe und Kooperativen. „Die Erfolge der letzten zwei Jahre haben
uns neue Hoffnung gegeben. Wir sind davon überzeugt, dass es möglich ist, die Landwirtschaft
hier im Kongo wiederzubeleben
und dass unsere Felder und Ställe uns und unseren zukünftigen Familien eine gute Zukunft bieten können“, erzählt Mugisho
Buhendwa Oscar voller Zuversicht.
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Gemeinsam sind wir stark
Um ihre Ernten gut verkaufen zu können, schlossen sich die Jugendlichen zu zehn Kooperativen mit unterschiedlichen Produktschwerpunkten zusammen (Tomaten, Honig, Obst…). Von CAB erhielten sie Geräte zur Weiterverarbeitung und Verpackung. 84 Jugendliche, die nicht die Schulungen besucht hatten, kamen zusätzlich hinzu, da sie großes Interesse an den Kooperativen zeigten und sehr motiviert mitarbeiteten– ein schöner Erfolg dieses Projekts.
Dank der großzügigen Unterstützung von 254 Spenderinnen und Spendern wurden bis Ende 2019 46.443,- Euro aufgebracht. Damit können 193 junge Kleinbäuerinnen und Kleinbauern 2 Jahre begleitet werden.
Sie machen es möglich, dass junge Menschen im Kongo vom Ertrag ihrer Felder leben können. Herzlichen Dank!
Wir möchten die jungen Frauen und Männer im Kongo auch in Zukunft unterstützen und bitten um Ihre Mithilfe. Mit dem Projekt 326 „Der Erde verbunden“ soll weiteren Jugendlichen geholfen werden, in ihren Heimatdörfern als junge LandwirtInnen Fuß zu fassen und das Land ihrer Vorfahren wieder zum Blühen zu bringen.