Bericht Mai 2018
Projekt 3090: Mit Nadel und Faden – Schneidereiausbildung für junge Frauen
Projekt 3091: Mit Freude lernen – Umfassende Förderung für Schulkinder
Projekt 3092: Kraft der Gemeinschaft – Stärkung dörflicher Strukturen
Mit kleinen Schritten zum Ziel
„Mittlerweile arbeiten wir seit über zwei Jahren in den Dörfern rund um Pregnam im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh und wir kommen unserem Ziel, die Familien so zu stärken, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und ihr Leben verbessern können, schrittweise näher. Es sind die kleinen Erfolge, die mich glücklich machen, wie zum Beispiel, dass eine alte Frau nun endlich ihre Pension ausgezahlt bekommt“, berichtet Peter Daniel, der Leiter unseres indischen Projektpartners Village Reconstruction Organisation (VRO).
In den sieben Dörfern rund um Pregnam, die von der VRO unterstützt werden, leben überwiegend Angehörige niederer Kasten oder ethnische Minderheiten. Die meisten der Familien gehören zur ärmsten Bevölkerungsgruppe Indiens. Doch das ändert sich nun langsam, dank des umfassenden Dorfentwicklungsprogramms der VRO und dank der UnterstützerInnen in Österreich.
Insgesamt absolvierten 62 junge Frauen erfolgreich den viermonatigen Schneidereikurs der VRO. Sie lernten wie man einfache Schnitte zeichnet, das Zuschneiden von Stoffen sowie das Nähen mit der Nähmaschine. Zudem können die Kursteilnehmerinnen einfache Reparaturen an den Nähmaschinen selbst durchführen.
34 der Frauen nahmen auch an einer Schulung teil, bei der ihnen wichtige Inforamtionen über finanzielle Belange vermittelt wurden, z.B. wie eröffne ich ein Bankkonto und beantrage einen Kleinkredit oder wo biete ich meine
Produkte an.
45 der 62 Kursteilnehmerinnen
verdienen inzwischen ein eigenes Einkommen, ein wunderbarer Erfolg.
„Da meine Eltern zu arm sind, konnte ich nach der Schule keine Ausbildung beginnen. Stattdessen absolvierte ich den Schneidereikurs der VRO. Nun nähe ich Kleidungsstücke von zuhause aus und verdiene rund 300 Rupien (umgerechnet ca.
4 Euro) pro Tag. Mit einem Teil des Geldes unterstütze ich meine Eltern. Den Rest spare ich, damit ich eines Tages meinen Traum von einem Studium verwirklichen kann“,
berichtet die junge Frau Harisha.
Auch der Erfolg des Bildungsprogramms ist deutlich sichtbar: 203 Kinder haben die tägliche Lernbetreuung besucht und sind mit den nötigen Schulmaterialien ausgestattet worden,
80 Prozent von ihnen konnten ihre Noten verbessern, 23 Kinder wurden neu in der Schule eingeschrieben und in jedem Dorf fanden rund 17 Treffen mit den Eltern statt, damit sie laufend in den Schulfortschritt ihrer Kindern eingebunden sind.
„In der Vergangenheit sind meine Eltern und ich jedes Jahr zwischen Dezember und März auf der Suche nach Arbeit umhergezogen. Weil ich dadurch letztes Jahr so viel in der Schule verpasst hatte, musste ich die Klasse wiederholen. Eine VRO-Mitarbeiterin hat aber mittlerweile meine Eltern davon überzeugt, dass es für mich wichtig ist, das ganze Jahr über die Schule zu besuchen. Dieses Jahr sind wir im Dorf geblieben und ich konnte endlich die 4. Klasse abschließen,“
erzählt stolz Anji Babu.
Im letzten Jahr wurde jedoch nicht nur der schulische Fortschritt der Mädchen und Buben gefördert, sondern es fanden auch zahlreiche Veranstaltungen statt, durch die
die Kinder zu verantwortungsbewussten jungen Menschen
heranwachsen sollen.
In jedem Dorf wurde ein Kinderparlament gegründet, bei dessen Treffen die Kinder spielerisch ihre Rechte kennenlernen. Zudem nahmen die Kinder an Müllsammelaktionen teil und pflanzten pro Dorf rund 30 Bäumchen.
In jedem Dorf wurden die BewohnerInnen über staatliche Förderprogramme informiert und und darüber hinaus bei der Antragsstellung und diversen Behördengängen unterstützt.
So erhielten im Laufe des Jahres 43 Familien eine Lebensmittelkarte, 23 (Witwen-)Pensionen wurden genehmigt und 20 Personen
bauten eine, vom Staat
subventionierte, Toilette.
Zudem wurden die Mitglieder von Frauen-Selbsthilfegruppen bei organisatorischen Fragen, der Bildung von Sparvereinen sowie der Schaffung von Einkommens-möglichkeiten, wie zum Beispiel die Herstellung von geflochtenen Taschen, unterstützt. Alle Gruppen haben einen Kleinkredit zu günstigen Konditionen bekommen, den sie nun regelmäßig zurückzahlen.
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Als Gemeinschaft…
… ist vieles möglich. Aus diesem Grund setzt das Dorfentwicklungsprogramm auf drei Ebenen an: bei Kindern, jungen Frauen und den zahlreichen Selbsthilfegruppen. Im Jahr 2017/18 konnte Folgendes erreicht werden:
Über 200 Kinder erhielten nach der Schule speziellen Förderunterricht und konnten dadurch leichter dem Unterricht folgen und ihre Noten verbessern. 62 junge Frauen schlossen erfolgreich eine Schneidereiausbildung ab und verdienen nun ihr eigenes Geld. Darüber hinaus wurden Selbsthilfegruppen gestärkt und die DorfbewohnerInnen über ihre Rechte sowie Ansprüche auf staatliche Unterstützungsleistungen aufgeklärt und können diese nun mit Hilfe der VRO besser einfordern.
Dank der wertvollen Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender gewinnen sowohl Kinder als auch Frauen und Männer Perspektiven für ihre Zukunft. Im Namen der Familien möchten wir uns recht herzlich bei allen für Ihr kontinuierliches Engagement bedanken!
Das erfolgreiche Dorfentwicklungsprogramm soll auch 2019/20 weitergeführt werden und braucht weiterhin unsere Unterstützung: