Projekt 274 Guatemala: Bericht August 2021
Betreuung und Unterstützung von Straßenkindern
Von der Straße ins Leben
„Bereits vor der Pandemie lebten in Guatemala 8,5 Millionen Menschen in Armut. Mittlerweile sind es noch eine Million mehr, darunter viele Minderjährige, die auf der Straße leben. In diesen schwierigen Zeiten war es uns wichtiger denn je, diese Kinder und Jugendlichen nicht alleine zu lassen“, erzählt eine der MitarbeiterInnen der Organisation Movimiento de Jóvenes de la Calle (Mojoca). Seit mehr als 25 Jahren setzt sich Mojoca unter anderem mit mobiler Sozialarbeit, Essenspaketen, Lernangeboten und Betreuung im Tageszentrum für Kinder und Jugendliche auf den Straßen von Guatemala-Stadt ein. Dank Ihrer Spende können wir das Projekt nun schon seit acht Jahren unterstützen.
Trotz Krise weitermachen
Trotz der Einschränkungen während der Pandemie konnten auch letztes Jahr rund 400 Kinder und Jugendliche im Straßenkinderzentrum von Mojoca betreut und gefördert werden und an den verschiedenen Lern- sowie berufsbildenden Angeboten teilnehmen. In der hauseigenen Bäckerei backten die Jugendlichen Brote für sich selbst sowie für andere Kinder auf der Straße. In der Schneiderei stellten sie außerdem über 2.000 Schutzmasken her. Ausbildungskurse und Schulungen fanden eingeschränkt oder virtuell statt. Straßenkinder, die stark unterernährt ins Zentrum kamen, wurden mit kräftigenden Nahrungsmitteln versorgt.
Essensausgabe während der Pandemie
Trotz der pandemiebedingten Ausgangssperren von März bis Juni vergangenen Jahres fanden weiterhin regelmäßig Essensausgaben statt. Gerade in Krisenzeiten ist das für viele Straßenkinder eine unverzichtbare Hilfe in der Not, da dies für die meisten oft die einzige Mahlzeit am Tag darstellt. Brot und Backwaren wurden von ehemaligen Straßenkindern direkt in der Bäckerei von Mojoca produziert.
Gemeinsam lernen
An der Kindergruppe Mariposas nahmen im Jahr 2020 94 Kinder teil. Innerhalb der Straßenkinderbewegung Mojoca gibt es unterschiedliche Spiel- und Lerngruppen für Kinder und Jugendliche der gleichen Altersgruppe. Mariposas ist eine davon und vor allem für die Jüngsten gedacht. Hier können die Kinder malen, basteln oder nehmen gemeinsam an Kursen zu wichtigen Themen, wie zum Beispiel Hygiene, teil.
Vertrauen gewinnen
Die meisten der MitarbeiterInnen und SozialarbeiterInnen von Mojoca lebten früher selbst auf der Straße und wissen was es bedeutet, auf sich alleine gestellt zu sein. Durch Mojoca lernen viele, zum ersten Mal Halt und Vertrauen zu gewinnen und als Teil einer Gemeinschaft aufeinander zu schauen. Gemeinsam schaffen sie sich so Perspektiven für eine bessere Zukunft.
Frauen fördern
Frauen sind in Guatemala oft benachteiligt und der Gewalt von männlichen Familienmitgliedern und Ehemännern ausgesetzt. Bei Mojoca werden junge Mütter medizinisch, psychologisch und juristisch unterstützt. So können viele die Schule abschließen oder durch eine Ausbildung den Sprung in ein eigenständiges Leben schaffen. Nicht nur sie, auch ihre Kinder bekommen dadurch eine Chance auf eine bessere Zukunft.
Chancen auf Bildung
Im vergangenen Jahr erhielten 52 Kinder und Jugendliche ein Stipendium für ihren aktuellen Bildungsweg. Einige von ihnen konnten dadurch ein weiteres Jahr in der Volksschule lernen, andere besuchten die Sekundarstufe oder die Universität. Fünf weitere Jugendliche absolvierten technische Kurse und erlangten so berufsrelevante Kenntnisse, zum Beispiel den Umgang mit Computerprogrammen.
Pizza, Pasta & Co
Im Zentrum von Mojoca haben die Jugendlichen nicht nur die Möglichkeit, über Nahrungsmittel zu lernen und diese zuzubereiten, sie können in den hauseigenen Werkstätten und Verkaufslokalen auch eine Ausbildung machen und so später als KöchIn oder BäckerIn arbeiten. Die verschiedenen Ausbildungsstätten der Gastronomie sind: die Pizzeria, das Mojoca-Café, die Bäckerei, die Patisserie und die Küche.
Schutz und Aufklärung
Bei Mojoca erarbeiten die Kinder und Jugendlichen gemeinsam relevante Themen, die für viele auf der Straße nicht alltäglich sind: Körperhygiene, Schutz vor Krankheiten, Sexualkunde und Verhütung sowie Putzen und Wäsche waschen werden thematisiert. Viele Kinder auf der Straße haben Flöhe und meistens keine oder kaum Kleidung zum Wechseln. Die Schulungen zur Bewusstseinsbildung sind daher ebenso wichtig wie neue Kleidung.
Alternativen nutzen
Während der Einschränkungen aufgrund der Pandemie fanden mehrere Monate lang keine Unterrichtseinheiten statt; die Jugendlichen produzierten trotz allem ihre Produkte in der Bäckerei und in der Pizzeria von Mojoca. Vom Gastrobetrieb vor Ort wurde teilweise auf die Option zum Mitnehmen umgestellt oder die Backwaren wurden zu den KundInnen nach Hause geliefert.
In der Nähwerkstatt
Auch in der Schneiderei konnte im vergangenen Jahr, unter Einhaltung der nötigen Sicherheitsmaßnahmen, das Lernen und Arbeiten weitergehen. Auch hier fanden die Jugendlichen eine gute Möglichkeit, mit der besonderen Situation während der Pandemie umzugehen: Sie stellten Stoffmasken her, die anschließend auf der Straße an andere Kinder und Jugendliche verteilt wurden.
Herzlichen Dank an unserer 461 SpenderInnen durch deren großzügige Unterstützung bis Juli 2021 insgesamt 154.308 Euro aufgebracht werden konnten. Seit 2013 konnten so jedes Jahr rund 100 Kinder betreut und gefördert werden.
Wer dazu beitragen will, dass auch weiterhin Kinder und Jugendliche von der Straße durch liebevolle Betreuung und Bewusstseinsbildung unterstützt und gefördert werden, findet weitere Informationen zu diesem Projekt unter 274 „Wieder Halt finden“.
Download Projektbericht 274 – zum Ausdrucken (pdf)