Projekt 368 Ostafrika: Bericht Oktober 2022
Hilfe für hungernde Bauern- und Hirtenfamilien
Verheerende Auswirkungen der Wetter-Extreme
Seit einigen Jahren erleben die Menschen in Ostafrika Wetterkapriolen von ungekanntem Ausmaß. Während der saisonale Wechsel von Trockenperioden und Regenzeiten ein für die Region typisches Phänomen ist, auf das die Bauern und Hirten eingestellt sind, nehmen seit einigen Jahren extreme Wetterlagen zu. Öfter auftretende und lang anhaltende Dürren haben die Böden völlig austrocknen lassen, sodass sie kein Wasser mehr aufnehmen können. So kommt es paradoxerweise zu schweren Überflutungen in Dürregebieten, wenn dann doch einmal Regen fällt. Die Folgen sind katastrophal: Bauernfamilien können nichts ernten, Hirtenfamilien kämpfen mit dem Sterben ihrer Viehbestände. Um sich und ihre Familien zu ernähren, haben die Menschen ihr weniges Hab und Gut verkauft. Jene, die kleine Reserven hatten, haben diese längst verbraucht, um Nahrung und Wasser zu bezahlen.
Ein langer Atem
Alle Hoffnung konzentriert sich nun auf die nächste Regenzeit. Doch egal wie diese ausfällt, auch ergiebige Regenfälle von Oktober bis November werden die vielen verendeten Tiere und die massive Austrocknung des Ackerlandes nicht sofort kompensieren können. Bis sich Natur und Viehbestände nachhaltig erholen können, bleiben die Hirten- und Bauernfamilien auf Unterstützung angewiesen.
In diesem Bericht erzählen drei Menschen aus der Region, wie ihnen diese Unterstützung jetzt hilft, die schwere Zeit zu überstehen. Auch Sie haben mit Ihrer Spende dazu beigetragen – Danke für Ihre Solidarität mit den Menschen in Ostafrika!
Das Leben als Hirte
Der 27-jährige Abdulahi Farah ist Hirte und lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Puntland in Somalia. Sein Wohlergehen und das seiner Familie sind seit jeher eng mit jenem der Herde verbunden: Durch ihre Kamele und Ziegen hatten sie Fleisch und Milch und deren Verkauf hatte der Familie auch in schwierigen Zeiten bislang ein kleines Einkommen verschafft.
Flucht vor der Dürre
Doch nun hat sich alles geändert. „Vor dem Ausbleiben der Regenzeiten hatte ich 100 Tiere, aber allein in den letzten fünf Monaten ist fast die Hälfte verendet“, berichtet Abdulahi. Durch die enorme Trockenheit leidet auch der verbliebene Bestand: Die Tiere geben kaum noch Milch und sind auf dem Markt nichts mehr wert. Die Familie leidet seither immer öfter Hunger. Aus Sorge um ihr Überleben, hat sich die Familie auf den Weg gemacht, um Hilfe zu suchen.
Aufnahme im Lager
Abdulahi, seine Familie und die Herde haben mittlerweile in einem Lager, das für durch die Dürre vertriebene Menschen errichtet wurde, Zuflucht gefunden. Dort werden sie dank Ihrer Spende von unserer Partner-Organisation Oxfam mit dem Notwendigsten versorgt: Die Tiere erhalten Futter und Wasser, die Familie Essen, sauberes Trinkwasser und Hygieneartikel. So können sie die Zeit überstehen, bis hoffentlich bald wieder genug Regen fällt.
Verlorene Lebensgrundlage
Abdia, eine alleinerziehende Mutter, lebt im Landkreis Garissa/Kenia. Bis vor Kurzem konnte Abdia ihre Familie mit Näharbeiten durchbringen. Doch Kenia erlebte zuletzt eine Vielzahl an Katastrophen: Heuschreckenplagen, Dürren und zuletzt auch Überschwemmungen. Auch Abdias Nähmaschine wurde durch die Fluten stark beschädigt. Das bedeutete für die Familie eine weitere Katastrophe, denn sie verlor mit der Maschine ihr gesamtes Einkommen und konnte ihre Töchter nicht mehr ausreichend ernähren.
Ein Guthaben aufs Handy
In dieser Situation bot das Guthaben-Programm unserer Partner-Organisation eine lebensrettende Unterstützung. Dieses funktioniert über das weit verbreitete bargeldlose Zahlungssystem M-Pesa. Über ihr Handy erhielt Abdia ein Guthaben, welches sie sich als Bargeldbetrag auszahlen ließ. Dadurch kommt die Unterstützung schnell und unkompliziert bei den Familien an, ohne dass sie ein Konto bei einer Bank benötigen.
Auf eigenen Beinen stehen
Mit dem Geld ließ Abdia als Erstes ihre Nähmaschine reparieren, um langfristig wieder ein Einkommen für ihre Familie verdienen zu können. Zudem blieb vom erhaltenen Bargeld auch noch ein kleinerer Betrag übrig, um die Zeit zu überbrücken, bis Abdia durch ihre Näharbeiten wieder genug erwirtschaftet. Das Programm hilft den Menschen auf gezielte Weise, indem sie selbst entscheiden, wo die erhaltenen Guthaben am sinnvollsten eingesetzt sind.
Keine Ernte mehr
Nura Mohammad Ahmed, 28, lebt in Äthiopiens von der Dürre schwer betroffener Somali-Region. Nura und ihr Mann hatten eine kleine Farm und ernährten sich vom Anbau von Feldfrüchten. Als der Regen vor drei Jahren aufhörte, konnten sie nichts mehr ernten. Auch ihr bisheriges Einkommen aus der Landwirtschaft ist nach Beginn der Dürre vollständig weggefallen. „Wir haben die letzten drei Jahre überlebt, indem wir Nachbarn miteinander geteilt haben, was wir bekommen konnten“, berichtet Nura und erklärt, dass sie oft ein oder zwei Tage lang das Essen auslassen mussten. Nura, die zuvor schon zwei Kinder verloren hat, hatte große Angst um ihre jetzt 13 Monate alte Tochter, die ebenso wenig zu essen bekam wie die Erwachsenen und dringend nahrhafte Kost brauchte.
Rettende Lebensmittel
Oxfam begann im Juni 2022 an neun Standorten in der Region Somali mit der Verteilung von Lebensmitteln. Insgesamt wurden an rund 1.000 Familien je 90 kg Weizenmehl, 9 kg Erbsen, jeweils 3 Liter Öl und 1,5 kg Jodsalz verteilt.
Nura und ihre Familie erhielten so die erste Unterstützung seit Beginn der Dürre und konnten sich damit endlich wieder ausreichend ernähren. Nun da die Regenzeit in Äthiopien einsetzt, ist Nura voller Hoffnung, dass der Regen diesmal ausreicht, um auf ihrer kleinen Farm einen Neuanfang versuchen zu können.
Durch die großzügige Unterstützung von 355 SpenderInnen wurden seit Mai dieses Jahres bereits 80.024,22 Euro aufgebracht. Damit konnten 4.212 Personen jeweils einen Monat lang mit Nahrung und Wasser versorgt werden.
Im Namen der unterstützten Menschen bedanken wir uns sehr herzlich dass Sie das alles möglich gemacht haben. In diesem Video spricht Ihnen auch Danny Sriskandarajah, CEO von Oxfam GB seinen ganz persönlichen Dank aus:
Durch die geringe Resonanz in den Medien bekommt diese stille Katastrophe jedoch wenig Aufmerksamkeit, daher bitten wir auch weiterhin um Unterstützung für unser Projekt 368 „Schwere Zeiten überstehen“.