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Interview: Aufforstung von Mangrovenwäldern

In unserem Projekt 370 „Wälder des Meeres“ wird durch Aufforstung mit Mangroven in fünf kleinen Dörfern auf der Insel Mindanao/Philippinen der Fischreichtum erhöht und die Küsten vor Katastrophen geschützt .

„Mangroven haben so viele positive Auswirkungen: vom Nutzen für den Fischreichtum bis zum Schutz vor Stürmen und als Wellenbrecher. Darüber hinaus sind sie auch eine sehr kosteneffektive Maßnahme“ – fasst Karin Uckrow die Vorteile von Mangrovenwäldern zusammen. Karin Uckrow, heute bei Misereor, war von 2014 bis 2016 als Koordinatorin der Caritas International für ein Nothilfeprojekt auf den Philippinen.
 
Im Interview mit dem Entwicklungshilfeklub erzählt sie von ihren Erfahrungen:

ENTWICKLUNGSHILFEKLUB: Wie kam es damals zu deinem Einsatz?
KARIN UCKROW: Das war ab 2014, nach dem stärksten jemals gemessenen Wirbelsturm. Die Auswirkungen des Wirbelsturms waren wirklich verheerend. Es war ein Katastrophen-Nothilfeprojekt auf der Insel Samar.

Die Nothilfe stand also ganz am Anfang?
Genau, da ging es darum, die Leute mit dem Nötigsten zu versorgen. Anfangs ging es wirklich ums Überleben. In einem weiteren Schritt ging es dann darum, Katastrophenvorsorge zu betreiben. Die Philippinen sind ja eines der Länder, die das größte Risiko haben, von Naturkatastrophen heimgesucht zu werden und stehen im Weltrisikoindex an dritter Stelle. Die Menschen dort sind jährlich mit Wirbelstürmen, Taifunen, Erdrutschen und Vulkanausbrüchen konfrontiert. Deshalb hat man damals gesagt, wir müssen nicht nur Nothilfe machen, sondern dafür sorgen, dass das Land mittel- und längerfristig besser auf diese Katastrophen, besonders auf die häufigen Wirbelstürme, vorbereitet zu sein.

Zu dem Zeitpunkt war ja auch schon klar, dass das durch den Klimawandel schlimmer werden wird.
Genau, das ist ein Thema, das da noch hinzukommt. Die Katastrophenvorsorge umfasste ganz praktische Sachen wie feste Schutzräume und auch ausgeschilderte Fluchtwege. Eines der Projekte war auch, Mangroven als einen natürlichen Küstenschutz zu nutzen. Da Mangroven insgesamt positive Auswirkungen haben, aber insbesondere als natürlicher Küstenschutz bei Sturmwellen, Tsunamis und Überschwemmungen dienen, haben wir und andere Organisationen beschlossen, Mangroven-Aufforstungsprojekte zu unterstützen.

Für uns im Westen sind diese ökologischen Zusammenhänge heute ja schön langsam selbstverständlich, aber wie war das damals mit den Fischerfamilien? War es schwierig, die Leute vor Ort dafür zu gewinnen?
Das war neu für die Menschen. Wir haben es den Fischern/Bewohnern erklärt, haben informiert, dass die Mangroven einerseits Küstenschutz sind und andererseits der Lebensraum für ganz viele Fischarten, Krebse, Muscheln und Vögel. Sie haben dann gesagt „Wow, wenn wir das gewusst hätten, hätten wir die Mangroven geschützt!“ Da war die Bereitschaft ganz groß, das Projekt mit der eigenen Arbeitsleistung zu unterstützen.

Diese Kombination aus kurzfristiger Nothilfe und langfristiger Existenzsicherung ist faszinierend. Hat sich da im Umweltbewusstsein auch etwas geändert oder haben die Menschen das so gesehen, dass man dann halt mehr Fische für die Ernährung und mehr Geld aus dem Verkauf hat?
Beides! Für die einfache Bevölkerung stehen natürlich das Einkommen und das Überleben im Vordergrund. Man erreicht die Leute mit ganz praktischen Aspekten – besserer Fischfang, mehr Krebse etc. Aber die ökologischen Aspekte wurden immer dazu genannt und werden immer präsenter und wichtiger, da verändert sich etwas im mittel- und langfristigen Denken der Menschen.

Wie wurde das Projekt vor Ort konkret durchgeführt?
Wir haben damals mit verschiedenen Diözesen zusammengearbeitet. Die Kirchen haben Strukturen in jedem Dorf, die Philippinen sind zu 95 Prozent katholisch. Wir haben außerdem mit den lokalen Behörden zusammengearbeitet – auch um deren Wissen einzubeziehen – welche Mangrovenart geeignet ist für welchen Standort.

Könntest du bitte deine Erfahrungen mit Mangroven-Aufforstung auf den Philippinen zusammenfassen?
Meine Erfahrung war insbesondere, dass die Aufforstung mit Mangroven deswegen so gut funktioniert, weil es Mangroven in den Philippinen schon immer gab und weil es ein ganz natürlicher Küstenschutz ist. Die Leute haben schnell verstanden, warum Mangrovenwälder wichtig sind. Das ist einfach zu erklären und hat so viele positive Auswirkungen: vom Nutzen für den Fischreichtum bis zum Schutz vor Stürmen und als Wellenbrecher. Darüber hinaus ist es eine sehr kosteneffektive Maßnahme. Künstliche Wellenbrecher sind viel teurer und haben diese vielen anderen positiven Effekte nicht. Wenn man sich mit den Menschen in den Dörfern hinsetzt, ihnen das erklärt und die Aufforstung  gemeinsam ausarbeitet, dann kann man ganz viel erreichen.
 
Wenn Sie die Aufforstung von Mangroven zum Schutz der Küsten und der Fischbestände auf den Philippinen nterstützen wollen, bitten wir um Ihre Spende für unser Projekt 370 „Wälder des Meeres“.

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