In unserer Klubzeitung finden Sie Informationen und Berichte über unsere Projekte sowie Wissenswertes über Asien, Afrika und Lateinamerika.
Der folgende Beitrag „Butterfles“ aus unserer aktuellen September-Klubzeitung gibt einen Einblick über die Arbeit von Butterflies, der örtliche Projektpartner in Indien unserer Partner-Organisation Misereor.
Wenn Sie mehr über unsere Projekte wissen wollen, können Sie gerne unsere Klubzeitung kostenlos bestellen und wir schicken Ihnen die Zeitung postalisch zu. Hier finden Sie eine kleine Leseprobe unserer September-Zeitung (.pdf).
Butterflies – unser Projektpartner in Indien
„Schmetterlinge gehören zu den schönsten Geschöpfen der Natur, voller Farbenpracht und Anmut. Rastlos flattern sie in ihrem kurzen Leben von einer Blume zur nächsten. Auch Straßenkinder sind Geschöpfe voller Geist und Schönheit. Sie hasten von einer Müllhalde zur anderen, von einer Straße in eine andere – immer im Kampf ums Überleben, schon als Kind in ein hartes Erwachsenensein hineingezwungen.“ Die Organisation Butterflies (Schmetterlinge) erreicht mit ihren verschiedenen Programmen in der indischen Metropole Delhi rund 3.000 auf der Straße lebende Kinder und Jugendliche und hat seit ihrer Gründung im Jahr 1989 mehr als 40.000 Kinder auf ihrer Suche nach einem menschenwürdigen Leben begleitet.
Nachfolgend Auszüge aus Berichten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Butterflies, von denen viele selbst einmal Straßenkinder waren.
Gestern unterm Baum, heute in der Schule.
Butterflies ist im Bildungsprogramm ‚open schooling‘ akkreditiert: Die Unterrichtsstunden auf unseren ‚Kontaktpunkten‘ auf der Straße, im Park oder am Markt sind offiziell anerkannt, ebenso wie die Prüfungen. Das heißt, wir können Kinder direkt in einer Schule unterbringen, was ansonsten schwierig ist, weil man vielfach ‚verwahrloste‘ (wie sie sie nennen) Kinder nicht gerne aufnimmt. Wir haben einen neuen Schulbus für den mobilen Unterricht. Mit Lehrmaterialien und Lehrkräften ausgestattet fahren wir bis in die Außenbezirke des Großraums Delhi, wo zahlreiche Kinder von Arbeitsmigranten leben, die sich auf den Straßen herumtreiben, weil es für sie keine Schule gibt. Wir verwenden den Schulbus auch, um für Umweltschutz zu begeistern. Wir fahren mit Kindern, erdgefüllten Plastikflaschen und Setzlingen des Jambu-Baumes in Randgemeinden der Stadt. Als wir neulich einen Baum im Vorhof eines Teekiosk pflanzten, versprach der Besitzer, ihn jeden Tag zu bewässern. Er freute sich über die Aussicht, eines Tages seinen Kunden einen schattigen Sitzplatz anbieten zu können.
Geld verdienen oder Schule besuchen?
„Schulunterricht bringt mir nichts. Ich arbeite den ganzen Tag, um Geld nach Hause schicken zu können.“ Der Bub arbeitet als Zeitungsverkäufer, verdient damit 45 Euro pro Monat und unterstützt seine Eltern und seine drei kleinen Geschwister im heimatlichen Dorf. Wir konnten ihn überzeugen, sich zumindest einmal eine Unterrichtseinheit mit dem Bildungsbus an einer
benachbarten Straßenkreuzung anzuschauen. Es war eine sehr schöne Erfahrung für den Buben, als er Altersgenossen mit Laptop und anderen modernen Unterrichtsmaterialien hantieren sah. Jetzt organisiert er seine Arbeit so, dass er zum Unterricht kommen kann. Er hat verstanden, dass ihm Mathematik und Englisch in seinem Arbeitsalltag weiterhelfen können, etwa um sich nicht beim Wechselgeld zu irren oder um neue Kunden anzusprechen.
Er wird sich ein neues Hemd kaufen.
Für viele Menschen ist es nichts Besonderes, ein neues Kleidungsstück zu erwerben. Sie kaufen es, weil sie es brauchen, oder weil sie es in einer Auslage sehen. Für Straßenkinder ist das etwas
anders. Sie haben normalerweise kein Geld in der Tasche, und wenn, dann stillen sie ihren Hunger, leisten sich einen Kinobesuch oder sie geben es dem Polizisten, der sie unter irgendeinem Vorwand angehalten hat und droht, sie ins Gefängnis zu stecken. Der 13-jährige, von dem ich erzähle, hat auch kein Geld in der Tasche. Er hat es auf der ‚Kinder-Entwicklungsbank‘, die Straßenkinder mit Hilfe von Butterflies leiten, angelegt. Er deponiert dort so oft wie möglich kleine Beträge, wenn er etwas verdient hat. Und nun hat er so viel, dass er sich ein neues Hemd kaufen kann. Das erste Mal in seinem Leben.
Wir sind immer für euch da.
Auch wenn sie unsere Hilfe gerade nicht brauchen, ist es für die Kinder und Jugendlichen auf der Straße wertvoll zu wissen, dass es Menschen gibt, die für sie da sind. Tag und Nacht, in jeder Situation. Da ist einmal die Telefonnummer 1098, die rund um die Uhr besetzt ist. Und da sind unsere drei Notunterkünfte (night shelters), wo wir gestrandete Kinder für einige Zeit unterbringen, bis eine Lösung gefunden ist. Für alle gilt: ‚Ihr seid nicht allein.“
Der Entwicklungshilfeklub unterstützt die Betreuungsarbeit von Butterflies auf den 20 ‚Kontaktpunkten‘ (Park, Markt, Bahnhof, freies Gelände …), wo Kinder zusammenkommen, um zu lernen, zu spielen sowie beraten oder medizinisch behandelt werden: Projekt 115 „Flug nach Morgen“, 36,60 Euro für 1 Kind für 1 Jahr.