Unser lieber Freund hat seine letzte Reise angetreten
Dr. Robert Wychera, unser lieber Freund und langjähriger ehrenamtlicher Mitarbeiter ist im 86. Lebensjahr von uns gegangen. Sein Herz war schon länger schwach und am 15.9. in der Nacht blieb es endgültig stehen.
Roberts großes Herz
Roberts Herz mag zwar schwach gewesen sein, aber er wahrlich großherzig. Seit seiner Pensionierung als Generaldirektor-Stellvertreter einer der größten österreichischen Banken war er Vorstandsmitglied im Entwicklungshilfeklub, für den er gemeinsam mit seiner lieben Frau Hedi schon davor Spender war.
Robert brachte aber nicht nur seine Management-Fähigkeiten mit in den Klub, sondern auch sein Einfühlungsvermögen, seinen Sinn für Gerechtigkeit, die Kunst der Vermittlung und vor allem seinen Humor. Bis zuletzt hatte er stets einen Scherz auf den Lippen, mit dem er die anderen Klubmitglieder zum Lachen brachte.
Insbesondere lagen Robert die Ärmsten der Armen in Indien am Herzen. Mit seinem „Freundeskreis“ sorgte er, durch Unterstützung der indischen Dorfbauorganisation VRO – Village Reconstruction Organisation, bis zuletzt höchst engagiert für den Bau von 46 Dörfern, die im Laufe der Jahre finanziert werden konnten.
Aber auch die Unterstützung von hunderten von indischen Kindern aus ärmsten Verhältnissen, die ohne seine Bemühungen und die seiner FreundInnen keine Chance auf ein menschenwürdiges Leben gehabt hätten, waren ihm ein Herzensanliegen. Diese Kinder wurden dank seines unermüdlichen Einsatzes zum Teil aus Sklavenarbeit befreit, gut versorgt und erhielten Schul- und Berufsausbildung.
Vom Naschmarkt nach Indien
Doch woher kam dieses besondere Engagement für Indien? Das hat wohl seine Wurzeln in der großen, abenteuerlichen Reiseleidenschaft Roberts. Das erste Mal kam er nach seinem Jus-Studium per Autostopp vom Wiener Naschmarkt nach Indien. Da er viel vom Land sehen wollte und als Student nur ein geringes Budget hatte, reiste er in der billigsten Zugklasse, mehr ein Viehwaggon als ein Zug. Durch diese Erfahrung lernte er Land und Leute, aber auch die Schattenseiten des Landes kennen und beschloss sich für die Menschen, die er kennen und lieben lernte, zu engagieren.
Durch seine Projektreisen nach Indien, die er gemeinsam mit Hedi unternahm und den intensiven Kontakt mit der VRO, wuchs er auch unserem Projektpartner ans Herz.
Zu seinem 80. Geburtstag schickten sie ihm einen Film als Dank für sein jahreslanges Engagement. Seinen „heavenly birthday“ wie Peter Daniel, der Projektverantwortlicher der VRO in Indien seinen Tod nannte, würdigte auch die belgische VRO mit den Worten „We will miss you, dear Robert, now that you have joined our funder Father Windey and others in heaven“.
Familie Wycheras Einsatz für Frieden und Geflüchtete
Sein Einsatz galt aber nicht nur indischen Familien. Gemeinsam mit seiner Frau Hedi rief er vor 21 Jahren den „Österreichischen Friedenslauf“ ins Leben, den das Ehepaar gemeinsam mit dem Entwicklungshilfeklub, der Sportunion, dem Roten Kreuz, den Kinderfreunden und den Pfadfindern organisierte.
Im Lauf der Jahrzehnte liefen zehntausende Kinder und Erwachsene unzählige von SponsorInnen honorierte Runden um das Wiener Rathaus, im Burggarten, Augarten oder im Prater. Die Erlöse kamen benachteiligten Kindern im In- und Ausland zugute.
Großen Einsatz zeigten die Wycheras auch bei der Flüchtlingskrise 2015. Sie wollten aktiv etwas tun, um den Geflüchteten zu helfen. Nach Rücksprache mit dem Bürgermeister erwarb Robert in seinem Heimatort Zeiselmauer ein Haus, um Geflüchteten ein neues Heim zu geben. 2017 gab es in der Unterkunft bereits drei Wohneinheiten und 20 Geflüchtete konnten beherbergt werden.
Seine großen Lieben
Neben Hedi und seiner Familie, waren auch die Berge seine große Liebe – unzählige hat er erklommen. Neben mehreren Vier- und Fünftausendern und einigen Sechstausendern waren die Höhepunkte die Besteigung des 7.500 m hohen Mustagh Ata im Kunlun-Gebirge (China), sowie die Expedition auf die Shisha Pangma (8000 m). So oft es ging fuhren die Wycheras nach Altenmarkt, wo Robert auch im Alter auf die Berge blicken und sich in die luftigen Höhen träumen konnte.
Robert wird im Entwicklungshilfeklub sehr fehlen und eine große Lücke hinterlassen.
Unsere Gedanken sind jetzt bei seiner Frau Hedi, seinen vier Kindern sowie drei Pflegekindern aus Vietnam und seinen vielen Enkeln.
Erinnerungen an Robert vom Team der Hauptamtlichen des Entwicklungshilfeklubs
„Beeindruckend war für mich immer, wie ein sicher befehlsgewohnter Vize-Generaldirektor einer der großen österreichischen Banken sich der Hilfe für die Hilflosen als offener, sensibler und wertschätzender Mensch dienend zur Verfügung stellte.“ Franz Christian Fuchs, Projektleiter Asien
„Gemeinsam mit Robert verband mich die Faszination für Indien. Am liebsten lauschte ich seinen abenteuerlichen Geschichten, die er als junger Student dort erlebte. Robert war immer mit ganzem Herzen dabei, wenn es darum ging für benachteiligte Menschen zu kämpfen. Bis zum Schluss war er mit solch einer Kraft aktiv – wofür ich ihn sehr bewundere. Robert, du wirst im Klub sehr fehlen!“ Alina Gruber, Projektbetreuerin Afrika (derzeit in Karenz)
„Am besten in Erinnerung geblieben ist mir die Zusammenarbeit mit Robert bei den Friedensläufen, die er gemeinsam mit seiner Frau Hedi organisiert hat. Er war stundenlang unermüdlich im Einsatz und hat überall angepackt. Da musste schon einmal ein Verkehrszeichen verschoben werden um Platz zu machen und zum Schluss wurden noch die Müllsäcke ins Auto gepackt. So viel Energie und Tatendrang in seinem Alter musste man einfach bewundern. Wir werden ihn schmerzlich vermissen.“ Julia Hadinger, Spendenbetreuerin (derzeit in Karenz)
„Ich habe in meiner Zeit beim Klub mit Robert bei den Projekten seiner geliebten VRO zusammengearbeitet und ihn stets als sehr engagiert und großen Indien-Kenner erlebt. Auch in hohem Alter war er noch voller Tatkraft und Ideen, was mich von Beginn an sehr beeindruckt hat.“ Lorenz Popp, Projektbetreuer Afrika
„Ich habe Robert nicht sehr lange gekannt, aber als sehr wertschätzenden, offenen und liebenswürdigen Menschen kennengelernt. Er brachte mich oft zum Lachen und ich lauschte gerne seinen spannenden Erzählungen über seine Bergabenteuer, um die ich ihn beneide.“ Daniela Schmid, Spendenbetreuerin
„Mit Robert verbinde ich, neben dem Friedenslauf, vor allem seinen unermüdlichen Einsatz für die VRO in Indien. Die Liste der Dörfer, die dort dank ihm und seinem Freundeskreis gebaut wurden, ist beeindruckend lang und zeigt, was das für eine Herzensangelegenheit für ihn war. Mit seinem Engagement war Robert eine wichtige Stütze für den Klub, und auch als kluger Berater in schwierigen Situationen haben wir ihn sehr geschätzt.“ Anna Schmidt, Projektbetreuerin Lateinamerika
„Robert war ein unwahrscheinlich vielseitiger Mensch: beruflich erfolgreich in einer Bank, Familienvater einer großen Familie, Bergsteiger, Aktivist und äußerst engagierter Mitarbeiter im Entwicklungshilfeklub. Ich werde ihn schmerzlich vermissen: als guten Ratgeber, als große Stütze unseres Vereins und als lieben und lustigen Menschen, dessen Lippen immer ein spitzbübisches Lächeln umspielt hat.“ Brita Wilfling, Geschäftsführerin