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Projektbericht Burkina Faso: „Gärten der Wüste“

Projekt 270 Burkina Faso: Bericht September 2024

Errichtung einer künstlichen Oase für ein Dorf im Sahel

Mann bei der Kartoffelernte in Burkina Faso.

Krise und Anschläge

In der Sahelzone wird das Überleben immer härter. Überfälle durch Terroristen und Treibstoffmangel erschweren den Bau von Wasserspeichern (Boulis) und Brunnen, die Feldarbeit ist gefährlich geworden. Burkina Faso erlebte 2022 zwei Putsche. Diese hatten schlimme Folgen für die Menschen: Der Nationale Rat für Nothilfe und Rehabilitation zählte Ende November 2022 gut 1.800.000 Binnenvertriebene, mehr als 60 Prozent davon Kinder. Zudem gibt es immer mehr islamistische Terroranschläge in der Sahelzone, gegenüber 2022 hat sich die Lage weiter verschlechtert. Der Global Terrorism Index 2023 listet das Land direkt hinter Afghanistan an zweiter Stelle. Auch Anschläge auf Sendemasten oder die Wasserversorgung, zum Beispiel den Yacouta-Staudamm in der Gemeinde Dori, wurden verübt. Unter den Überfällen und Entführungen leiden besonders die ländlichen Regionen, so auch das Projektgebiet der UFC Dori (Union Fraternelle des Croyants de Dori).

Die Kleinbauernfamilien der Projektregion sind zusätzlich besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Hitze, Dürren und Starkregen schädigen die Acker- und Weideflächen, die Ernten fallen dürftiger aus. Die instabile Sicherheitslage im Land erschwert die Arbeit unserer Partner-Organisation UFC Dori und musste angepasst werden.

Trotzdem weitermachen

Während sich mehrere Organisationen aus der Sahelzone zurückgezogen haben, blieb UFC Dori. UFC Dori läuft aber Gefahr, selbst zum Anschlagsziel von Terroristen zu werden. Um seine Arbeit vor Ort fortsetzen zu können, muss das Team sehr flexibel agieren. Sogar die Festlegung der Arbeitszeiten folgt Sicherheitsüberlegungen: Im Dorf Lerbou wird von Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr gearbeitet. Abends muss sich das Team nach Dori zurück ziehen, wo es sicherer ist. Freitags sind die DorfbewohnerInnen auf dem Markt in Dori und können nicht gemeinsam für Sicherheit sorgen, daher wird freitags nicht gearbeitet. Durch dieses zusätzliche Engagement der DorfbewohnerInnen konnten die Arbeiten am Bau des Boulis im Dorf Lerbou bereits fast abgeschlossen werden. Zudem konnten vier Boulis gewartet werden.

Treibstoffmangel

Die Versorgung mit Strom hängt stark von der Verfügbarkeit von Treibstoff ab. Denn Strom wird in der Region durch Generatoren erzeugt, die aufgrund von Treibstoffmangel häufig ausfallen. Zahlreiche Tanklastwagen wurden von bewaffneten Gruppen entführt, die den Zugang zu Dori kontrollieren. Die Stadt wird nur noch von Militärkonvois versorgt. „Unsere größte Sorge bei dem Bau unserer Boulis ist die Verfügbarkeit des dafür benötigten Treibstoffs. Für den Bau eines Boulis benötigen wir circa 10.000 Liter“, berichtet François Paul Ramde, der Leiter der UFC Dori.

Das Dorfprojekt Bouli

Bei den Boulis handelt es sich um komplexe Bauwerke mit einem Durchmesser zwischen 60 und 70 Metern und bis zu 8 Metern Tiefe. Hiermit können die kleinbäuerlichen Familien ihr Obst und Gemüse in der Nähe der Boulis auch in der Trockenzeit fünf Monate lang bewässern, ernten und sogar Überschüsse auf dem Markt verkaufen. Zusätzlich züchten sie Kleintiere und in den Regenauffangbecken Fische. Die Dorfgemeinschaften beteiligen sich finanziell und mit ihrer eigenen Arbeitskraft am Bau und an Maßnahmen zum Bodenschutz. Die Dorfkomitees verantworten die Pflege und den Unterhalt der Anlagen. Christen und Muslime sind gleichberechtigt in der Organisation vertreten und arbeiten friedlich Seite an Seite. Trotz der aktuellen Lage besteht ein interreligiöser Dialog.

Gemüseanbau neu denken

Aufgrund der unsicheren Lage mussten viele Menschen ihre Heimat und damit auch ihre Felder verlassen. Daher hat UFC Dori für Binnenvertriebene und die aufnehmenden Gemeinschaften den Gemüseanbau „ohne Erde“ etabliert. Diese Anbaumethode ermöglicht das Wachsen der Pflanzen mit einer Wasser-Dünger-Mischung und wird vor allem in Gewächshäusern durchgeführt. Die Kosten für diese Technik sind höher als für gewöhnliche Bodenkulturen. Die Vorteile sind aber eine gute Antwort auf die Herausforderungen in Dori: Es wird nur so viel Wasser für die Pflanzen verbraucht, wie die Pflanze für das optimale Wachstum braucht. Auch das Risiko für Pflanzenkrankheiten ist sehr viel geringer. So bleibt mehr Ertrag mit weniger Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln.

Die Arbeit fortsetzen

„Durch diese alternative Anbaumethode können die Menschen weiter Gemüse anbauen, wie sie es schon vorher getan haben“, berichtet Albert von UFC Dori. Weiters wird an einer Alternative zu Dieselgeneratoren gearbeitet: Um unabhängig von der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft zu werden ist ein Projekt zur Gewinnung von Solarstrom geplant. Auch in Zukunft will das UFC-Team seine Arbeit fortsetzen und mit seinem interreligiösen Dialog friedensstiftend wirken. Es wurde bereits ein neues Dorf ausgewählt, Ouro-Tôrôbê, in dem der Bau des nächsten Bouli schon intensiv in Planung ist.

Dank der großzügigen Unterstützung von 417 SpenderInnen wurden von Juli 2022 bis Juli 2024 insgesamt 151.975,90 Euro aufgebracht. Durch diese Spenden konnte der Bau von Wasserrückhaltebecken (Boulis) in der Region Séno, insbesondere im Dorf Lerbou durchgeführt werden.

Download Projektbericht zum Ausdrucken (pdf)

Unsere Unterstützung für Familien der Region geht weiter

Gemeinsam mit unserer Partner-Organisation Misereor möchten wir die Menschen der Region, solange es die Sicherheitslage erlaubt, weiterhin mit dem Bau künstlicher Oasen unterstützen. Wenn Sie dazu beitragen wollen, dass auch im Dorf Ouro-Tôrôbê ein Bouli errichtet wird, dann unterstützen Sie gerne unser Projekt 270 „Gärten der Wüste“.

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