Errichtung einer künstlichen Oase für Kleinbauern im Sahel

Die Ernten reichen längst nicht mehr aus für die Kleinbauernfamilien im trockenen Nordosten von Burkina Faso. Die Burkinabé konnten immer gut mit den Wetterzyklen in der Savanne umgehen. Abnehmende Regenfälle und steigende Hitze verlängern aber die schon immer ausgedehnten Trockenzeiten. Wassermangel ist die Folge. Doch ohne Wasser kann nichts wachsen, kann nichts geerntet werden. Die Menschen hungern. Durch die Errichtung einer künstlichen Oase – Bouli genannt – wird der Wüste ein Stück Land abgerungen und ein Garten entsteht. Rund um ein Wasserbecken werden Gemüsegärten gepflanzt und ein Waldgürtel angelegt.
Diese GÄRTEN DER WÜSTE sichern die Ernährung der Bauernfamilien in der Trockenzeit und verhelfen ihnen durch den Verkauf eines Teils der Ernte zu einem kleinen Einkommen.
- Wo
- Burkina Faso | Dorf Oulfou Alfa im Distrikt Séno im Nordosten des Landes
- Wann
- Projektstart: Mai 2013
- Wieviel
- Mikro:
238 Euro
anteilige Kosten für Aushubarbeiten und Ausstattung mit Werkzeug (Hacke, Spaten, Scheibtruhe, Gießkanne …) für eine Familie
Kostenaufschlüsselung:
Aushubarbeiten: 135,–
Werkzeuge: 103,–
Anteilstein: 47,60 Euroanteilige Kosten für die Arbeiten und das Werkzeug zur Entstehung einer 20 m² großen Anbaufläche = 47,60 Euro

Ein guter Bauer
„Ich war immer ein guter Bauer, habe gut leben können, obwohl es hier im Sahel schwieriger ist als anderswo. Aber heute verstehe ich das Wetter nicht mehr. Die Dürre dauert immer länger und niemand weiß, wann der Regen kommt, wann gesät werden soll, damit es eine gute Ernte wird.“
Besorgt lässt der Dorfälteste Ousmane Sawadogo seinen Blick über die Felder schweifen. Weit und breit sind nur trockene, ausgedörrte Böden zu sehen. Nur noch vereinzelt erblickt man einen Schatten spendenden Baum. Hier zu leben war noch nie einfach, aber es wird zunehmend schwieriger. Immer mehr Menschen müssen ihre Dörfer verlassen.










,Land der ehrenwerten Menschen‘
heißt Burkina Faso übersetzt. Die Familien im Norden des Landes, das zu den ärmsten der Welt zählt, sind fast alle Kleinbauern. Sie trotzen dem harten Leben in ihrer Heimat, sind fleißig und genügsam und wissen sich stets zu helfen. So auch die Kleinbauernfamilien aus Oulfou Alfa. Das Dorf befindet sich in der nordöstlichen Provinz Séno, in der rund 265.000 Menschen leben. Wenn Wasser und Nahrung kurz vor dem nächsten Regen einmal knapp werden, helfen die Familien sich gegenseitig.
Zyklus des Lebens
Das Wetter im Sahel wird seit jeher bestimmt durch das Wechselspiel von Trocken- und Regenzeiten. Die Familien, die seit vielen Generationen hier leben, haben sich den Zyklen der Natur angepasst. Die traditionelle Erntezeit im Nordosten des Landes beginnt mit dem Ende der von Juni bis September dauernden Regenzeit. Hirse ist das Hauptnahrungsmittel in der Region. Die Ernteerträge werden aufgeteilt und ein Teil für die Trockenzeit, etwa in Getreidebanken, aufbewahrt. Der erfahrene Bauer weiß, dass er lange damit auskommen muss, denn es kann nur einmal pro Jahr geerntet werden. Etwa acht Wochen nach Ende der Regenzeit sind auch die letzten Wasservorkommen versiegt und die Felder liegen brach. Noch gibt es genug zu essen und zu trinken, aber bald werden die Rationen immer kleiner werden. Heute dauern die Trockenzeiten in der Savanne länger an als früher. Die vier letzten Monate vor dem Einsetzen der nächsten Regenzeit und Ernte werden für Mensch und Tier zum Überlebenskampf.
Wasser verweile …
„Wenn das Wasser doch nur länger anhalten würde, dann könnten wir eine neue Saat einbringen und mit einer weiteren Ernte auch in der Trockenzeit den Hunger unserer Kinder stillen“, klagt Aissatou aus Oulfou Alfa.
Zwei Mal statt nur ein Mal im Jahr ernten, das würde die Situation der leidgeprüften Kleinbauernfamilien in Oulfou Alfa deutlich verbessern. Von Gemüsefeldern, Obstbäumen, ausreichend Wasser für Felder, Menschen und Tiere in der Trockenzeit träumen die Familien hier. Dieser Traum ist in einigen Dörfern der Region Wirklichkeit geworden und schenkt den Menschen von Oulfou Alfa neue Hoffnung und die Vision, dass auch in ihrem Dorf ein Wunder geschehen kann.
Gemeinsam einen Garten Eden schaffen
Das Wunder heißt Bouli und ist eine künstlich errichtete Oase. Es wird seit den 1970er Jahren von der lokalen Organisation „Union Fraternelle des Croyants“ UFC in die Dörfer gebracht. Unsere Partner-Organisation Misereor arbeitet seit 16 Jahren mit der UFC zusammen und unterstützt unter anderem den Bau von Boulis und die Errichtung von Trinkwasserbrunnen für die im Sahel verwurzelten Kleinbauernfamilien.
Der Bouli – so funktioniert er
Im Zentrum des Bouli befindet sich ein Wasserbecken, das mit Baggern ausgehoben wird. Es hat einen Durchmesser von etwa 70 Metern und ist 8 bis 9 Meter tief. In Zuläufen sammelt sich das Regenwasser aus der Umgebung und füllt den Bouli während der Regenzeit auf. Um das Becken herum erstrecken sich dutzende tortenstückförmige Parzellen auf einer Gesamtfläche von 1,5 bis 2 Hektar. Jede Familie aus dem Dorf erhält gegen Beteiligung an den Arbeiten eine Parzelle zum Anbau von Gemüse. Rund um die Gemüsegärten wird ein Schutzwall mit Bäumen und Sträuchern angelegt und zum Schutz vor Tieren von einem Zaun umschlossen. Die Familien bewässern nicht nur ihre eigenen Gemüsegärten sondern auch das Stück Waldgürtel, das an ihre Parzelle angrenzt. Das Wasser im Bouli reicht bis zu vier Monate nach Ende der Regenzeit. Das bedeutet, dass die Familien während der kritischen Trockenzeit nicht mehr hungern müssen, weil sie ihre Felder bewässern können und so eine zusätzliche Ernte möglich wird. In einigen Boulis tummeln sich mittlerweile sogar Fische – eine weitere willkommene Ernährungs- und Einkommensquelle.
Der Bouli hat unser Leben verändert
Der Bouli im Dorf Djomba ist schon über zehn Jahre alt und die Gärten stehen seit einigen Jahren in voller Blüte. Aminata Sow beschreibt, was der Bouli für sie bedeutet:
„Seit wir den Bouli haben, gibt es im Dorf genug zu essen und wir haben durch den Verkauf der Überschüsse auf dem Markt ein Einkommen. Wir können sogar unsere alten Eltern unterstützen. Das macht uns stolz. Der Bouli hat unser Leben verändert. Während der Trockenzeit ernten wir jetzt auch Kartoffeln, Kohl, Auberginen, Kürbisse, Tomaten, dazu Orangen, Limonen oder Papayas.“
Mit ausreichend Wasser, harter Arbeit und viel Erfahrung können auch in der Savannenlandschaft von Séno, am Rande der Wüste Sahara, Gärten erblühen.
35 Boulis gibt es im Nordosten des Landes bereits. Einige davon wurden Ende der 1980er Jahre mit finanzieller Unterstützung des Entwicklungshilfeklubs errichtet.
Unser Beitrag
Mit diesem Projekt wollen wir die Errichtung eines Bouli für das Dorf Oulfou Alfa ermöglichen. 150 Familien werden dadurch jeweils einen 100 m² großen Gemüsegarten anlegen können, der ihre Ernährung während der härtesten Monate der Trockenzeit für viele Jahre sichert. Durch den Verkauf der überschüssigen Ernte kann auch ein kleines Einkommen erwirtschaftet werden.
Die anteiligen Kosten für die Sicherung der Ernährung einer Familie und die Ausstattung mit Werkzeug (Spaten, Hacke, Scheibtruhe, Gießkannen etc.) betragen 238,– Euro (1 Mikro). Für die Arbeiten und das Werkzeug zur Enstehung einer 20 m² großen Anbaufläche (1/5 des Gemüsegartens) werden 47,60 Euro benötigt.
Helfen wir mit, dass sich die Bauernfamilien in Oulfou Alfa auch während der Trockenzeit mit genügend Nahrung selbst versorgen und ihren Lebensraum durch Gärten der Wüste zurückerobern können.
Partner
Partner-Organisation des Klubs: Misereor
Durchführung im Einsatzgebiet: UFC - Union Fraternelle des Croyants
Projektkoordinierung: Paul Ramdé
Projekt 270 - Beschreibung (pdf)
Projekt 270 - Fotoserie (pdf)