Projekt 395 Nepal: Bericht Juli 2025
Einkommenschaffung für Frauen durch traditionelle Blatt-Teller

Leben im Terai
Der Terai – das „feuchte Land“ – ist die fruchtbare Tiefebene am Südrand des Himalaya-Gebirges. Als schmaler Streifen zieht er sich in Nepal rund 800 km entlang der Grenze zu Indien. Obwohl er kaum ein Fünftel der Landesfläche ausmacht, lebt hier fast die Hälfte der Bevölkerung des Landes. Doch der Terai ist mehr als nur eine geographische Region: Er ist das landwirtschaftliche Zentrum des Landes. Getreide, Reis, Gemüse und Zuckerrohr wachsen in seinem subtropischen Klima und viele kleinbäuerliche Familien leben unmittelbar von den Erträgen des fruchtbaren Bodens. Doch die enge Bindung an den Boden macht die Region auch verletzlich. Aufgrund des Klimawandels können immer weniger KleinbäuerInnen ausschließlich von den Erträgen ihres Feldes leben. Um ihre Familien zu ernähren suchen viele Männer Arbeit im Ausland – oft unter äußerst prekären Umständen. Doch es gibt auch Hoffnung für die Menschen: Unsere Partner-Organisation Oxfam in Nepal unterstützte die Familien tatkräftig beim Aufbau zusätzlicher Einnahmequellen. Besonders erfolgreich war dabei die Herstellung und der Verkauf von Duna Tapari („Blatt Teller“) durch verschiedene von Frauen geleitete Gruppen.

Den Wald nutzen
Im Terai erlauben viele Gemeinden ihren EinwohnerInnen unter bestimmten Auflagen die umliegenden Wälder zu bewirtschaften. Zu diesem Zweck schließen sich die Gemeindemitglieder zu sogenannten Forest User Groups („Wald-Nutzungs-Gruppen“) zusammen.
Die Mitglieder der Gruppen haben das Recht dem Wald Holz oder anderes Material wie beispielsweise Früchte und Blätter zu entnehmen. Dies gilt auch für den weit verbreiteten Salbaum.
Das Laub der bis zu 35 Meter hohen Bäume ist die Basis für die Produktion von Blatt-Tellern.
Mit großem Einsatz
Für die Herstellung von Duna Tapari benötigen die Frauen einiges an Geschick: Die Salblätter werden zunächst kunstvoll kreisrund angeordnet und mit kleinen Bambusstäbchen in verschiedenen Größen fixiert.
Nachdem sie eine zeitlang an der Luft trocknen, werden die Rohlinge mit Hilfe von Maschinen in ihre finale Form gepresst.
In unterschiedlichen Formen und Größen finden die so produzierten Duna Tapari als Schalen und Teller Absatz. Als umweltfreundliche Alternative zu Plastiktellern ist die Nachfrage sowohl durch den lokalen Tourismus als auch durch Einheimische groß.
Je nach Größe kosten Duna Tapari umgerechnet zwischen
0,6 und 3 Euro-Cent.


Gesunde Erträge
Die Produktionsmaschinen wurden im Pilotprojekt zunächst hydraulisch mit Körpereinsatz betrieben, doch mit zunehmenden Produktionsmengen verursachte das lange Bedienen der Maschinen manchen Frauen Schmerzen und erschöpfte sie körperlich. Da sie als Kleinbäuerinnen aber jedenfalls ihrer ebenfalls anstrengenden Arbeit auf den Feldern nachgehen müssen, war das kein dauerhaft tragbarer Zustand. Bei Neuanschaffungen wird daher nun auf einen elektrischen Antrieb geachtet.
Die hart erwirtschafteten Erträge werden unter allen an der Herstellung Beteiligten je nach Ausmaß der von ihnen geleisteten Arbeit aufgeteilt.
Darüber sowie generell über alle finanziellen Aspekte wird genau Buch geführt.
Das Allerbeste am Projekt
Die Frauen profitieren auf vielfältige Weise von ihrer Teilnahme am Projekt. Sie haben mehr finanzielle Mittel um den Schul- oder Arztbesuch für ihre Kinder zu bezahlen. Der Austausch in der Gruppe und die gemeinsame Arbeit schaffen ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Durch das eigene Einkommen wurden die Frauen zudem unabhängiger und selbstbestimmter und müssen sich mit ihren Ehemännern nicht mehr das Haushaltsgeld streiten.
Eine Kleinbäuerin aus der Nähe der Stadt Chandrapur fasst es so in Worte: „Nun kann ich meine eigenen Entscheidungen treffen und über mich selbst entscheiden. Das ist das Allerbeste am Projekt.”
Daher denken einige Frauengruppen auch schon darüber nach, ob ihre Töchter nicht eines Tages in ihre Fußstapfen treten könnten.


Ein großer Wunsch
Noch weiter am Anfang steht Sangitas Frauengruppe. In einem kleinen Unterstand erzeugen sie Blatt-Teller, die in einem nahen Freizeitareal reißenden Absatz finden.
Im Rahmen einer Reise konnten wir uns persönlich vom Erfolg des Projektes überzeugen. Auf die Frage was für das Projekt ihr größter Wunsch wäre, sagten die Frauen ohne zu zögern:
„Ein Lager für die fertigen Teller. Dann sind sie sicher vor Nagetieren und wir könnten endlich auch größere Bestellungen annehmen.“
Liebe SpenderInnen, dank Ihrer Unterstützung ist aus einer kleinen Initiative ein tragfähiger Erfolg geworden. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie den Frauen auch bei ihrem nächsten Schritt zur Seite stehen – beim Bau eines kleinen Lagers, das neue Möglichkeiten schafft.
Dank der großzügigen Unterstützung von 139 SpenderInnen wurden seit April 2024 insgesamt 37.211,07 Euro aufgebracht. Durch diese Spenden konnten rund 564 Frauen im südlichen Nepal an einkommenschaffenden Maßnahmen teilnehmen.
Download Projektbericht – zum Ausdrucken
Unsere Unterstützung zur Stärkung der Frauen geht weiter

Gemeinsam mit unserer Partner-Organisation Oxfam in Nepal möchten wir einer erfolgreichen Frauengruppe den Bau eines Lagerraumes für ihre Blatt-Teller ermöglichen:
Baumaterial für einen nagetier-freien Lagerraum
(Zement, Sand, Kies, Wellblech und Arbeitskraft): 4.350 Euro