Betreuung und Unterstützung von Straßenkindern

Sie sind vor Armut, Ausbeutung, Missbrauch geflohen und landeten auf der Straße. Sie haben kein Dach über dem Kopf und keinen Platz, wo sie bleiben dürfen. Sie werden vertrieben, geschlagen und ausgestoßen. Gewalt, Angst, Hunger, Drogen und Kriminalität prägen das Leben der Straßenkinder in Guatemala-Stadt.
Genau dort sollen die auf der Straße lebenden Kinder und Jugendlichen aufgefangen werden und Hilfestellung bekommen: auf der Straße. Mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld bemühen sich die SozialarbeiterInnen Vertrauen aufzubauen. Sie unterstützen die Kinder dabei, ihre täglichen Probleme zu lösen, damit sie WIEDER HALT FINDEN und ihre Lebensumstände selbst verändern können.
- Wo
- Guatemala | Guatemala-Stadt
- Wann
- Projektstart: Juli 2013
- Wieviel
- Mikro:
180 Euro
Betreuung und Versorgung von einem Kind oder einem Jugendlichen auf der Straße und im Sozialzentrum für ein Jahr
Anteilstein: 15 EuroBetreuung von einem Straßenkind für ein Monat

Nirgends ein Platz
„Die Leute vertreiben und beschimpfen uns. Die Standverkäufer werfen mit Gegenständen nach uns und die Polizisten verprügeln uns. Wenn es regnet und wir uns in der Stadt in einem Hauseingang unterstellen wollen, jagt man uns wieder in die Kälte hinaus. Unsere Kleider sind nass und wir frieren. Nirgends gibt es einen Platz für uns“, erzählt Fabiola, die sich gemeinsam mit Mayra, Felipe und José in einem Viertel von Guatemala-Stadt einen Unterschlupf aus Plastikplanen und Kartons gebaut hat. Hier verkriechen sie sich, wenn sie Schutz suchen. Vor dem strömenden Regen oder dem Elend des Alltags und wo sie sich gegenseitig Trost und Wärme spenden.







Grausame Lösung
Guatemala ist ein Land der Gegensätze. So vielfältig, wie die Landschaft sich in den unterschiedlichen Höhenlagen zeigt, sind auch die Menschen. Die Hälfte von ihnen sind Indigene, mehrheitlich vom Volk der Maya. Die Gegensätze innerhalb der Bevölkerung spiegeln sich vor allem in den sozialen Schichten. Während einige im Reichtum schwelgen, lebt die Mehrheit in Armut.
Die armen Familien versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, das Leben zu meistern. Doch viele zerbrechen an der Arbeitslosigkeit, dem Hunger und den traumatischen Erlebnissen des 36-jährigen Bürgerkriegs. Seine Folgen prägen auch noch Jahrzehnte nach seinem Ende das Zusammenleben der Gesellschaft.
Gewalt und Straflosigkeit bestimmen das Leben in Guatemala. Jedes Jahr sterben 5.000 Menschen eines gewaltsamen Todes - ein Zehntel davon sind Straßenkinder. Weil sie verwahrlost aussehen, werden sie als störend und bedrohlich empfunden. Polizei und Todesschwadronen entledigen sich dieses „Problems“ auf grausame Weise.
Vom Regen in die Traufe
Fabiola und ihre Kameradinnen und Kameraden stehen für die tausenden Kinder und Jugendlichen, die auf den Straßen Guatemalas leben. Sie sind geflohen, weil sie es zu Hause nicht mehr aushielten, weil sie ausgebeutet, gedemütigt, missbraucht wurden. Und sie landeten auf der Straße: ohne Dokumente, ohne Geld, waschen Autos, putzen Schuhe, betteln, stehlen, schnüffeln Lösungsmittel, nehmen Drogen, um Hunger, Kälte und Einsamkeit zu vergessen, während sie der Gewalt der Straße ausgesetzt sind.
Sich „nichts wert“ fühlen
Viele verschlägt es schon sehr jung auf die Straße. Dementsprechend früh verinnerlichen sie die gesellschaftliche Ablehnung ihnen gegenüber. Sie lernen, dass sie ausgestoßen und „nichts wert“ sind. Deshalb schließen sich die Kinder und Jugendlichen zu Gruppen zusammen, in denen sie eine neue Familie und Rückhalt suchen.
Misstrauen und Angst begleiten die Einzelnen trotzdem auf Schritt und Tritt. Denn Gefahr lauert überall: bei den Mitgliedern anderer Gruppen, den gewalttätigen Straßenbanden (maras) und der Polizei.
„Ich kenne die Gefahren der Straße, ich habe selbst lange genug gekämpft um zu überleben. Ich kenne die Kälte, die Angst, den Hunger und die Schläge, aber ich kenne auch das Gefühl der Freundschaft und die Überzeugung, etwas wert zu sein. Als mich ein Sozialarbeiter zum ersten Mal angesprochen hat, wollte ich nichts davon wissen. Jetzt bin ich selbst einer von ihnen“,
erzählt Pedro lachend und macht sich auf den Weg, um die Straßenkinder zu treffen.
Für die Rechte der Straßenkinder
Seit fast zwanzig Jahren setzt sich die Straßenkinderbewegung Movimiento de los Jovenes de la Calle (Mojoca) für das Überleben und die Rechte der Kinder und Jugendlichen auf den Straßen ein und wird dabei seit zehn Jahren von unserer belgischen Partner-Organisation Entraide et Fraternité unterstützt. Derzeit werden in Guatemala-Stadt etwa 400 obdachlose Kinder betreut und der Entwicklungshilfeklub wurde eingeladen, zur Ausweitung des Straßenkinderprojekts beizutragen.
Aus Kindern werden Leute
Die erfreuliche Entwicklung von Mojoca zeigt sich darin, dass fast alle Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter selbst einmal Straßenkinder waren. Sie kennen die Gefahren der Straße und können daher leichter das Vertrauen der Kinder gewinnen. Auch die Verwaltung von Mojoca wird inzwischen von ehemaligen Straßenkindern bewältigt.
„Ich kenne die Plätze, wo sich die Kinder am Abend zurückziehen, wenn es ihnen gelungen ist, untertags etwas zu verdienen und etwas Essbares zu kaufen. Wo sie plaudern, rauchen oder Drogen nehmen. Dort gehe ich hin und versuche, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sie merken schnell, dass ich nicht von der Polizei oder vom Jugendamt bin und sie nicht in ein Heim sperren will“, berichtet das ehemalige Straßenkind Pedro, der genau weiß, wovon er spricht.
Umfassend und vielschichtig
So umfassend und vielschichtig die Probleme der Straßenkinder sind, so umfangreich ist auch die Arbeit von Mojoca, die ein wesentliches Ziel verfolgt: das Selbstwertgefühl der Kinder wieder aufzubauen, ihnen Halt zu geben, damit sie in die Lage kommen, ihre Lebensumstände aus eigener Kraft zu verbessern.
1. Vertrauen aufbauen: Die SozialarbeiterInnen werden wichtige Bezugspersonen, mit denen die Kinder über ihre Probleme sprechen: Diskriminierung, Gesundheit, Drogen, Aufklärung, Verhütung, Aids, Zukunftsperspektiven … Jeweils 5 Gruppen zu durchschnittlich 30 Kindern werden von einer Sozialarbeiterin betreut.
2. Nothilfe leisten: Wenn notwendig, erhalten die Kinder Decken oder Kleidungsstücke, damit sie nicht mehr frieren bzw. ihr meist einziges T-Shirt waschen können. Bei Krankheiten oder Verletzungen werden sie medizinisch versorgt.
3. Lernen: In der „Schule der Straße“ können die Kinder und Jugendlichen am jeweiligen Treffpunkt Lesen und Schreiben lernen und werden auf einen eventuellen Schulbesuch vorbereitet.
4. Betreuung im Zentrum: Mehrmals pro Woche können die Kinder und Jugendlichen das Zentrum von Mojoca besuchen, um sich zu waschen, sich auszuruhen, eine warme Mahlzeit zu erhalten.
Unser Beitrag
Der Entwicklungshilfeklub möchte die Arbeit von vier SozialarbeiterInnen unterstützen, die insgesamt etwa 140 Straßenkinder und Jugendliche regelmäßig betreuen.
Für ihren Einsatz, das notwendige Material für die Betreuung und die Aktivitäten auf der Straße und im Zentrum sowie für Decken, Kleidung und Pflegeutensilien werden pro Kind 15,– Euro (1 Anteilstein) im Monat benötigt. Mit 180,– Euro (1 Mikro) kann ein Straßenkind ein Jahr lang betreut werden.
Helfen wir mit, die Straßen voll Gewalt und Angst zu Wegen der Hoffnung zu machen, damit die Kinder wieder Halt finden und ihre Zukunft gestalten können.
Partner
Partner-Organisation des Klubs: Entraide et Fraternité
Durchführung im Einsatzgebiet: Movimiento de los Jovenes de la Calle (MOJOCA)
Projektkoordinierung: Adelina Veliz und Aníbal Rosales
Projekt 274 - Beschreibung (pdf)
Projekt 274 - Fotoserie (pdf)