Obst- und Nutzholzbäume für arme Familien

Morgens gehen sie arbeiten – auf die Felder der anderen, in die Häuser der anderen. Abends kehren sie in ihre winzigen Hütten zurück – wo ihre Kinder warten, hungrig und unterernährt. Schutzlos. Ein täglicher Überlebenskampf. Ohne Reserven für schlechte Zeiten. Eigene Obstbäume und Nutzholzbäume, in der unmittelbaren Nähe der Hütten und an Wegrändern gepflanzt, bringen den ärmsten Familien des Dorfs Früchte und Holz für den eigenen Bedarf und ein kleines Einkommen durch den Verkauf und werden so zu WURZELN DES LEBENS.
- Wo
- Bangladesch | 8 Bezirke im Norden von Bangladesch
- Wann
- Projektstart: April 2014
- Wieviel
- Mikro:
350 Euro
Obst- und Nutzholzbäume für eine Dorfgruppe
Anteilstein: 35 EuroObst- und Nutzholzbäume für zwei Familien

Wie ein Wunder
„Manchmal setze ich mich unter den Mangobaum im Hof. Der Baum muss schon sehr alt sein. Er ist wie ein Wunder für mich, ein Geschenk der Götter. Wenn ich so einen Baum hätte, könnten noch die Kinder meiner Kinder in seinem Schatten sitzen und von seinen Früchten essen.“
Marsheda Begum arbeitet bei einem reichen Bauern im Haushalt. Immer wieder wird sie zum Markt geschickt, um dort einen Teil der Mangoernte zu verkaufen. Seitdem weiß sie auch, wie wertvoll die Früchte sind. Umgerechnet etwa 10,– Euro habe sie das letzte Mal dafür erzielt. Eine unglaubliche Summe für jemanden, der nicht mehr als ein paar Cent pro Tag verdient.










Die Kinder bleiben zurück
Mangel- und Unterernährung sind ein weitverbreitetes Problem in Bangladesch.
„Wir fühlen uns so schutzlos. Wir haben so wenig und wir haben keinerlei Reserven, auf die wir in Notzeiten zurückgreifen können“, bringt Marsheda das Dilemma der Armen auf den Punkt. Denn Zeiten der Not wird es für sie immer wieder geben. Jeder fünfte Einwohner Bangladeschs gilt als chronisch unterernährt. Vor allem in den abgelegenen Dörfern im Norden leiden viele unter dem kargen Nahrungsangebot, das meist nur aus etwas Reis besteht. Was sich natürlich auch unmittelbar auf die Entwicklung der hungernden Kinder auswirkt.
Schritt für Schritt ,Der Armut entkommen ‘
Mit Kleintieren, Saatgut oder etwas Startkapital für den Aufbau eines Kleinhandels gelang es im Projektgebiet bereits über 1.000 Familien, dank der Unterstützung durch den Entwicklungshilfeklub und seiner Partner-Organisation NETZ, die ärgste Not zu überwinden. Durch das seit 2008 durchgeführte Projekt ,Der Armut entkommen‘ konnten sie sich eine bescheidene Existenzgrundlage aufbauen.
Die 25-jährige Helena Chambugong erzählt:
„Bevor ich in das Programm aufgenommen wurde, hatten wir oft nur einmal am Tag etwas Reis zu essen. An guten Tagen auch Gemüse, aber solche Tage waren selten. Weil wir jetzt Hühner haben, kann ich meinem Sohn auch Eier zu essen geben. Das tut ihm gut. Trotzdem mache ich mir Sorgen. Er ist so leicht und zart, viel zarter als die anderen Kinder.“
Helena bewohnt mit ihrem neunjährigen Sohn Mahin eine kleine Hütte am Flussufer ihres kleinen Dorfes im nördlichen Rangpur. Die Wände sind aus luftgetrocknetem Lehm, das Dach ist mit Stroh gedeckt. Im einzigen Raum spielt sich alles Leben ab. Aus dem kleinen angrenzenden Verschlag aus Bambus und Strohmatten dringt das Gackern ihrer Hühner.
Für lange Zeit
Die ersten Schritte im Kampf gegen den Hunger waren erfolgreich. Nun gilt es, das bereits Erreichte auch langfristig abzusichern. Peter Dietzel von NETZ erklärt, warum:
„Wir wissen, dass nur längerfristige Ansätze die Lebensbedingungen nachhaltig verbessern, deshalb möchten wir den Familien Obst- und Nutzholzbäume zur Verfügung stellen. Bis die ersten Früchte geerntet werden können, dauert es zwar eine Weile, aber die Familien haben ja mittlerweile ein Einkommen, sodass diese Wartezeit gut überbrückt werden kann. Das ist wesentlich für den Erfolg.“
Verantwortung von Anfang an
„Die Familien werden nicht nur ihre persönliche Situation dank der Bäume verbessern können, sie werden außerdem einen wesentlichen Beitrag zur Wiederanpflanzung von Bäumen in ihren Dörfern leisten“, nennt der Projektleiter Abdullah-Al-Maamun einen weiteren Pluspunkt dieses Projekts. Großer Wert wird darauf gelegt, dass die Dorfbewohner von Anfang an Verantwortung für ,ihre Bäume‘ übernehmen. Denn haben die Bäume erst einmal Wurzeln geschlagen, können sie bei guter Pflege mehrere Jahrzehnte alt werden und so auch noch künftigen Generationen Früchte, Holz und Schatten spenden.
Das Dorf entscheidet
Weil es die Dorfgemeinschaft näher zusammenbringt und das Gemeinschaftsgefühl stärkt, entscheiden die Dorfbewohner selbst, welche Familien zuerst die Bäume erhalten, auspflanzen, bewässern und betreuen sollen. Diese dürfen die Früchte ernten, die Blätter an die Tiere verfüttern und das überschüssige Holz (wie beispielsweise abgestorbene Zweige) nutzen. Großteils handelt es sich um jene Familien, die bereits Teil eines aktuellen Projekts zur Armutsbekämpfung sind.
Die Auswahl erfolgt nach folgenden bewährten Kriterien:
– Familien mit schwer unter- oder mangelernährten Kindern;
– Familien mit behinderten Familienmitgliedern;
– ältere Frauen oder Angehörige von Minderheiten.
Jede Familie erhält 5 veredelte und robuste Jungbäume ihrer Wahl. Diese bis zu drei Jahre alten Setzlinge von Obst- und Nutzholzbäumen werden in der unmittelbaren Umgebung der Hütte oder auf bisher ungenutztem Land wie an den Wegrändern in den Dörfern angepflanzt. Beliebt sind vor allem Mango, Guave und Zitrusfrüchte, aber auch Niem- oder Meerrettichbaum.
„Auf Grund der eng verflochtenen Lebensverhältnisse in den Dörfern ist bekannt, welche Bäume wem gehören. Diebstahl von Früchten oder anderer Baumprodukte würde kein Geheimnis bleiben. Die Dorfbewohner setzen sich dafür ein, dass die Besitzverhältnisse ernst genommen werden.“
Endlich Wurzeln schlagen
Damit das gut gelingen kann, gilt es Folgendes zu berücksichtigen:
– Die Jungbäume werden von staatlichen, aber auch von privaten Baumschulen
bezogen – das gewährleistet die hohe Qualität der Obst- und Nutzholzbäume.
– ProjektmitarbeiterInnen bieten Hilfestellung beim Auspflanzen, geben Tipps für die Baumpflege und betreuen und begleiten die Familien.
–Die Familien schützen ihre Bäume mit selbst hergestellten biologischen Pflanzenschutzmitteln z. B. aus dem Sud der Blätter des Niembaums.
Unser Beitrag
Der Entwicklungshilfeklub möchte vorerst 2.600 Familien in 8 Bezirken im Norden von Bangladesch unterstützen. 5 Jungbäume sowie Beratung und Begleitung für eine Familie kosten 17,50 Euro. Die Kosten für Obst- und Nutzholzbäume für 2 Familien betragen 35,– Euro (1 Anteilstein). Mit 350,– Euro (1 Mikro) werden Baumpflanzungen für eine Dorfgruppe von bis zu 20 Familien ermöglicht.
Helfen wir mit, damit diese Bäume für ihre Familien zu Wurzeln des Lebens werden.
Partner
Partner-Organisation des Klubs: NETZ
Durchführung im Einsatzgebiet: NETZ und sechs lokale Partner-Organisationen
Projektkoordinierung: Abdullah-Al-Maamun
Projekt 282 - Beschreibung (pdf)
Projekt 282 - Fotoserie (pdf)