Projekt 3300 und 3322 Libanon: Bericht Juli 2023
Schulbildung für geflüchtete syrische Kinder
Eine herausfordernde Situation
Eine Finanz- und Wirtschaftskrise, die durch die Pandemie verstärkt wurde, hat aus dem Libanon, einem Land mit mittlerem Einkommen, innerhalb kürzester Zeit ein Land gemacht, in dem 80 Prozent der Bevölke-rung in Armut leben. Für die aufgrund des Krieges geflohenen syrischen Familien ist die Lage noch schwieriger geworden. 90 Prozent leben in extremer Armut und sind zunehmender Ablehnung aus der libanesischen Bevölkerung ausgesetzt. Von den etwa 660.000 syrischen Kindern gehen nur knapp mehr als ein Drittel in die Schule. Die Gründe sind vielfältig: Den Eltern fehlt das Geld für Schulmaterialien und den Transport, es gibt zu wenig Schulplätze und manche Kinder müssen arbeiten, um zum Familieneinkommen beizutragen.
Aber der Flüchtlingsdienst der Jesuiten (JRS) hilft, wo er kann. Die Jüngsten können in JRS-Schulen den Kindergarten besuchen, eine zwingende Voraussetzung für den späteren Schulbesuch. Von den im Projekt betreuten 6- bis 16-jährigen wurden die meisten in eine öffentliche Schule eingeschrieben. Einige hundert Kinder, die dort jedoch keinen Platz fanden, besuchten die JRS-Schulen. Kinder die in öffentliche Schulen gingen, erhielten bei Bedarf nachmittags in den JRS-Schulen Lern- und Aufgabenbetreuung.
Überleben können
Um bei dieser Wirtschaftslage überleben zu können, müssen viele Familien jede auch noch so schlecht bezahlte Arbeit annehmen. Oftmals müssen auch die Kinder einer Arbeit nachgehen, damit die Familien genug Einkommen zum Überleben haben.
Kindergarten
Am Standort Jbeil gab es mit Stand 23. März 2023 sechs Kindergartenklassen mit 156 Mädchen und Buben. Nur durch den „KG 3“ genannten „Kindergartenabschluss“ haben diese Kinder eine Chance, in einer öffentlichen Schule aufgenommen zu werden.
Hohe Qualität
Die Materialien des Bildungsministeriums für die Kindergärten kommen oft nicht rechtzeitig oder sind inhaltlich unbrauchbar. Die LehrerInnen erstellen die Materialien daher inzwischen selbst. Aus diesem Grund sind der Unterricht, der Methodenmix und die Materialien von sehr guter Qualität.
Der Schulweg
Viele der Kinder haben einen weiten Schulweg, je nach Entfernung betragen die Kosten für den Schulbus rund 10 bis 20 Euro pro Monat. Vor Unterrichtsbeginn stellen sich die Kinder im Schulhof auf, wie hier in der Dar Al Hanan-Schule in Baalbek.
Zusatzqualifikation
Neben der reinen Wissensvermittlung wird in den JRS-Schulen und im Nachmittagsunterricht großer Wert auf Kommunikationsfähigkeiten, Zeitmanagement, Verantwortungsbewusstsein und Selbstorganisation gelegt.
Lernunterstützung
Das Gehaltsniveau an den öffentlichen Schulen ist durch die Krise so gesunken, dass das Einkommen nicht einmal die Fahrtkosten zur Schule deckt, weshalb es immer wieder zu Streiks kommt. Für die betroffenen Kinder ist daher die nachmittägliche Lernbetreuung an den JRS-Schulen die einzige Chance auf Schulbildung.
Amro
Amros Eltern konnten sich seinen Schulbesuch nicht leisten. Erst durch den kostenlosen Schulbesuch der JRS-Schule konnte er sein naturwissenschaftliches Talent entfalten. Aus Abfall bastelte er eine batteriebetriebene Wassermühle. Sein Lehrer ist sich sicher, dass Amro einmal ein brillianter Ingenieur wird. (Die gesamte Geschichte von Amro können Sie hier nachlesen)
Muhammad
Muhammads Vater wurde in Syrien von einer Bombe getötet. Der scheue Bub blühte erst durch die Unterstützung seiner LehrerInnen auf und gewinnt immer mehr an Selbstbewusstsein. Mittlerweile nimmt er sehr aktiv am Unterricht teil und ist ein sehr guter Schüler. (Die gesamte Geschichte von Muhammad können Sie hier nachlesen)
Zukunftschancen
Die syrischen Kinder und Jugendlichen gehen sehr gerne in die Schule. Sie haben dort ein wenig Normalität und einen geschützten Raum, in dem sie lernen, spielen und mit anderen Kindern zusammen sein können. Eine gute Schulbildung ist ihre Chance auf ein besseres Leben.
Wenn Sie Näheres über das Leben der Kinder erfahren wollen und inwiefern die Ausbildung und Betreuung in den JRS-Schulen ihr Leben beeinflusst hat, dann lesen Sie gerne die Lebensgeschichten von vier Kindern der JRS-Schulen, die wir von unserem Projektpartner erhalten und für Sie zusammengestellt haben (engl. Originalversion).
Im Namen der Kinder im Libanon bedanken wir uns sehr herzlich bei unseren 428 SpenderInnen, durch deren großzügige Unterstützung bis Juni 2023 insgesamt 200.641 Euro aufgebracht werden konnten. Damit konnten 1.791 Kinder ein Jahr lang die Schule besuchen. Danke auch an die LäuferInnen des Friedenslaufs und deren SponsorInnen, die sich dieses Projekt ausgesucht hatten.
Wer weitere syrische geflüchtete Kinder dabei unterstützten will, einen geschützten Raum zum Lernen und damit eine gute Schulbildung zu erhalten, der kann auch weiterhin für unsere Projekt 3300 „Der Weg nach vorne“ spenden. Im Namen der Kinder im Libanon freuen wir uns über jeden Betrag. Danke.