Barbara Olbrich, Lehrerin an der Volksschule Notre Dame de Sion im 7. Wiener Gemeindebezirk, ist mit ihren SchülerInnen schon seit Jahren treue Teilnehmerin unseres Friedenslaufs. Heuer konnte sie aus organisatorischen Gründen nicht an unserem Friedenslauf im Wiener Prater teilnehmen, ist dafür aber mit allen Kindern der Schule im Schulgarten für unser Friedenslaufprojekt 3300 „Der Weg nach vorne“ gelaufen.
Wie das Ergebnis des Friedenslauf war und was für eine Überraschung sie erlebte, erzählt sie uns in diesem Brief an ihre SchülerInnen:
Es war am Freitag, den 21. April 2023. Unser gemeinsamer Tag für eines unserer Herzensprojekte war endlich gekommen! Zum 15. Mal nahmen wir teil, am „Österreichischen Friedenslauf“ und unterstützten dabei den Entwicklungshilfeklub bei einem seiner zahreichen großartigen Projekte. Während der Originallauf zu selben Zeit im Prater stattfand, blieben wir aber diesmal aus Sicherheitsgründen in unserem wunderschönen Schulgarten.
Heuer konnten wir einen Erlös von unglaublichen 9.201,50 Euro erlaufen, das ist unser bisheriger Rekord! Er kommt 82 syrischen Flüchtlingskindern im Libanon zugute. Bei uns wäre das Hilfe für drei Schulklassen für ein Jahr. Das muss man sich einmal vorstellen! „Bravo!“, kann ich da nur sagen! Das ist wirklich großartig, liebe Kinder, liebe Eltern und Großeltern und liebe KollegInnen, was wir da miteinander schafften. 4.582 Runden legten wir zurück, das waren 1.374,6 km.
Ihr wart aber auch bei der Sponsorensuche nicht untätig, sehr toll habt ihr das gemacht und gleich mehrere Menschen um Hilfe gebeten. Das war unheimlich klug von euch. So purzelten bei vielen Familien viele Euros pro Runde.
Wir, das sind Barbara Langmann und ich, sagen euch allen hier noch einmal ein großes und ganz herzliches Dankeschön im Namen der Kinder, denen durch unsere Hilfe zu ihren Rechten und einem besseren Leben verholfen wird. Durch Krieg und Erdbeben verloren zahlreiche Menschen in Syrien ihr Hab und Gut und leider auch Kinder ihre Eltern und umgekehrt. Familien leben unter ärmlichen Verhältnissen, bei jeder Wetterlage, in Zelten und werden mit den notwendigsten Hilfsgütern versorgt, die sie zum Leben brauchen.
Aber stellt euch vor: Ihre Kinder dürfen nun drei bis vier Stunden am Tag in die Schule gehen und miteinander lernen, lachen und spielen, sie bekommen täglich eine warme Mahlzeit und psychosoziale Betreuung. Für diese Zeit am Tag können sie ihre Sorgen und Ängste, die sie quälen, vergessen. Es ist eine Chance für sie im Leben wieder Fuß fassen und in eine bessere Zukunft gehen zu können. Darüber dürfen wir uns doch alle miteinander sehr freuen. Danke!
Aber jetzt muss ich euch noch etwas erzählen. Es ist eine ganz besondere Geschichte für einen Lauftag. Ich nenne sie
Überraschung im Schulgarten
„So, letzte Vorbereitungen für unser Vorhaben!“, murmelte ich noch etwas verschlafen vor mich hin, „welch ein Glück, ein herrlicher Tag!“ Während Barbara Langmann und Lara Mc Gregor um 7:00 Uhr morgens noch einige organisatorische Vorbereitungen für den bevorstehenden Lauf trafen, ging ich sicherheitshalber noch einmal die am Vortag gesteckte Laufstrecke ab, um nach dem Rechten zu sehen. War über Nacht eh nichts durcheinandergeraten und alles noch an seinem Platz? Ich hatte erst wenige Meter zurückgelegt, als ich völlig unverhofft innehielt – was war denn da los? Ich traute meinen Augen nicht! „Das glaubt mir niemand!“, stotterte ich verblüfft, aber schmunzelnd vor mich hin. Sofort zückte ich mein Mobiltelefon und schoss ein Foto. Mitten auf der Laufstrecke hatte sich die erste Friedensläuferin auf den Weg gemacht.
Weinbergschnecke Schlupp schlich in Windeseile und völlig außer Puste bereits die Laufstrecke entlang.
Diese erfreuliche Nachricht, dass wir noch eine zusätzliche Friedensläuferin zur Unterstützung hatten, musste ich auf der Stelle allen LehrerInnen und somit auch allen Kindern zukommen lassen. Tipp, tipp und klick, klick! Per Whatsapp rasch meine begeisterte Meldung!
Im Laufe des Vormittags trafen schließlich alle Kinder und LehrerInnen und auch unsere Frau Direktor und Frau Watzek, unsere Kindergartenleiterin, mit viel Freude und Begeisterung im Schulgarten ein. Alle engagierten sich durch enormen Einsatz für unser Herzensprojekt. Jeder wollte Gutes tun. Mit großer Hingabe, Geduld und Ausdauer drehten wir gemeinsam viele Runden. Wir hatten auch immer wieder liebe Eltern und Großeltern, die uns anfeuerten oder sogar selbst mitliefen. Ihr wart wirklich spitze!
Vor lauter Begeisterung über euren Einsatz hatte ich Schlupp völlig aus den Augen verloren. Gegen 13.00 Uhr jedoch, entdeckten, Paula, Emma und Luise, drei aufmerksame Mädchen aus unserer Schule unsere besondere Friedensläuferin. Schlupp lief mit letzter Kraft, hängender Zunge und flatternden Fühlern schon fast in die Zielgerade ein. Ehrgeizig, wie die kleine Schnecke war, wollte sie sich unbedingt auf ihrer Laufkarte einen Stempel holen, denn sie hatte mich als Sponsorin auserkoren. Als sie schon vollkommen erschöpft, ihrem Ziel entgegenschlich und sich beinahe frühzeitig geschlagen geben musste, eilten ihr plötzlich die drei oben genannten guten Feen zur Hilfe und zauberten sie behutsam und liebevoll an ihr Ziel.
Unsere Friedenslaufschnecke ist noch heute richtig froh und mit Recht ein bisschen stolz, dass sie mit ihrem Bemühen mithelfen konnte Gutes zu tun. Deshalb auch dir, liebe Schlupp, ein inniges, herzliches und aufrichtiges Dankeschön!
So , das war sie nun, meine unglaubliche Geschichte! Wenn ich all das nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, könnte ich es selbst kaum glauben.
Liebe Kinder, liebe Eltern, Großeltern und liebe LehrerInnen, trainiert bitte inzwischen schon einmal eifrig weiter! Du auch, liebe Schnecke, denn eines garantiere ich euch, der nächste Friedenslauf kommt bestimmt!
Wir vom Entwicklungshilfeklub sagen ein ganz großes DANKESCHÖN an Barbara Olbrich, an das gesamte Lehrerteam sowie natürlich an die vielen Schülerinnen und Schüler und ihre Familien für ihren großartigen Einsatz für die geflüchteten syrischen Kinder im Libanon, die dank Ihnen allen nun Schulbildung erhalten können. Das zeigt – jede und jeder einzelne kann dazu beitragen, die Welt ein Stückchen besser zu machen, selbst wenn man eine kleine Schnecke ist…